Hitler, deutscher Reichskanzler und Führer, Kürten, Massenmörder aus Düsseldorf – dies sind die einander gegenüberstehenden, einander aber auch ergänzenden Protagonisten des neuen Dramas von Dieter Forte: ›Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt‹. Forte hat diese beiden, auf den ersten Blick so unterschiedlichen Gestalten zusammen auf die Bühne gebracht, und im dramatischen Kraftfeld, in der synthetischen Zusammenschau enthüllen sich die geheimen Parallelen zwischen dem gewalttätigen Politiker und dem politikfernen Gewalttäter. Was die Taten Hitlers aus der Sphäre des bloßen individuellen Verbrechertums eines Kürten heraushebt, ist ihre Ästhetisierung, ihre Inszenierung als Politik.
Dieter Forte schreibt zu seinem Drama: Ein Phantasiestück in piranesischer Manier über den ewigen Versuch, aus den carceri unseres Bewußtsein zu entfliehen in eine durch Kunst und falsche Mythen verwandelte’bessere, schönere‘ Welt. Ein Nachtstück über das Innere von Menschen, die ihre Welt als Gefängnis inszenieren, gegen sie rebellieren, indem sie immer neue, größere Kerkerwelten errichten.
Hitler: ‚Die Wirklichkeit verschwindet, der Alltag verwandelt sich in ein großes Festspiel, in eine gigantische Theaterinszenierung. Ein heroisches Drama von der Erhebung der Nation. Der Ausbruch des Krieges, die ersten Schüsse werden ein theatralischer Höhepunkt.‘
Kürten: ‚Das läuft jetzt alles wie am Schnürchen. Die Vernunft schläft, und die Phantasie tobt sich aus. Die Träume der Nacht befehlen den Tag. Der Kopf wird vom Körper getrennt. So steht es im Todesurteil.‘
- Veröffentlicht am Dienstag 1. Februar 1983 von S. FISCHER
- ISBN: 9783100211118
- 144 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)