Harry steigt die ausgetretenen Stufen eines Mietshauses empor, als er plötzlich einen Schrei hört. Es poltert, und zu seinen Füßen liegt das Mädchen, jenes dunkeläugige, zierliche und schüchterne Mädchen, das Harry schon lange heimlich bewundert. Er sieht den gelben Stern an ihrem Kleid und erschrickt: Es ist doch verboten, mit solchen Menschen zu sprechen!
Von seinem Freund erfährt er, dass die Juden in Arbeitslager gebracht werden. Harry will mehr erfahren. Seine Mutter möchte nicht darüber reden, der Vater deutet an, den Juden stünde vielleicht Schlimmeres bevor als der Aufenthalt in einem Lager.
Doch die Begegnung mit dem jüdischen Mädchen Miriam 1943 in Nazi-Deutschland, lässt ihn neugierig und aufmerksam werden. Soll sie sein Feind sein, wie man es ihm in der Hitlerjugend beigebracht hat? Harry beschließt, Miriam, das jüdische Mädchen aus seiner Straße, vor der Verfolgung zu retten. Er findet ein Versteck und stiehlt Lebensmittelkarten für sie, stellt sich gegen die Haltung seiner Eltern, der Lehrerin, der Freunde sowie seines Fähnleinführers. Doch werden seine Wünsche, seine Hoffnungen sich erfüllen?
Sigmar Schollaks Geschichte gibt viel von der Atmosphäre jener Zeit wieder. Überzeugend ist Harry dargestellt, der durch seine Zuneigung zu Miriam beginnt, Fragen zu stellen und genauer hinzuhören, wenn ihm jemand etwas erzählt. Er stellt fest, dass sich in den Behauptungen der Erwachsenen Angst, Gleichgültigkeit und Unwahrheiten verbergen, und versucht zu helfen, wie es einem Zehnjährigen möglich ist. Die einfühlsamen Zeichnungen von Sabine Jaene unterstützen die Plastizität der Geschichte. Ralph Giordano, der das NS-Regime in einem Versteck in Hamburg überlebt hat, betont in seinem Nachwort, dass Harry keine „bloße Fiktion“ ist.
- Veröffentlicht am Montag 18. April 2011 von Donat
- ISBN: 9783938275795
- 60 Seiten
- Genre: Geschichte, Kinder- und Jugendbücher, Politik, Sachbilderbücher, Sachbücher