Im ersten Band einer neuen Marlowe-Edition erscheinen „Das Massaker von Paris“ und erstmals in überlieferungstreuer Rekon- struktion „Doktor Faustus“, womit Marlowes Intellektuellen- Geschichte endlich unverfälscht durch spätere Zusätze zugänglich gemacht wird.
„Das Massaker von Paris“ lag bis vor kurzem in deutscher Übersetzung nicht vor. Die kraftvolle Naivität dieses Textes mit seiner poetischen Komprimierung der turbulenten Vorgänge des französischen Bürgerkriegs entsprach nicht dem Zustand unserer Bühne. Dabei würde dem Theater heute die Besinnung auf seine ursprünglichen, spezifischen Mittel nur gut tun. Solche Mittel aber sind: Poetisierung, rituelle Artistik, gleichnishafte Darstellung, kunstvolle Sprache. Die Motorik politischer Vorgänge in Zeiten krisenhafter Auseinandersetzung und zuschlagender sendungsbewußter Brutalität aber ist kaum prägnanter und sinnbildhafter auf dem Theater denkbar. Daß Marlowe, der genialische Gleichaltrige aus Shakespeares Jugend, einen „Doktor Faustus“ geschrieben hat, lernt man auf der Schule. Jeder aber, der irgendwann einmal einen Blick in eine der deutschen Fassungen des Stücks, wie sie bis jetzt vorlagen, getan hat, wird vielleicht ähnlich reagiert haben wie zunächst auch ich: man wandte sich achselzuckend wieder ab. Aus dem Nachwort 1972
In der Tat ist Schamps Übersetzung grundsätzlich getreuer. Besser als Schlüter weiß er eine Grundregel des Übersetzens in Acht zu nehmen, nämlich sich vor „falschen Freunden“ zu hüten. Zu hoffen ist, dass die. Bemühung um Marlowes dramatisches Werk vielleicht den Durchbruch des neben Shakespeare bedeutendsten Theaterautors aus dem elisabethanischen England in deutscher Sprache einläuten könnte. Arnd Beise in literaturktik.de
- Veröffentlicht am Dienstag 30. November 1999 von Laugwitz, U
- ISBN: 9783933077042
- 182 Seiten
- Genre: Belletristik, Deutsch-Englisch, Zweisprachige Ausgaben