Das Oderstromsystem

Von der Quelle bis zum Haff. Eine europäische Kulturlandschaft mit wissenschaftlicher Akribie dokumentiert

von

Die vorliegende Studie zur Biographie des Oderstromsystems ist ein erster komplexer Versuch zur ganzheitlichen Darstellung der Entwicklung im Odergebiet und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie will aber zur Überwindung von einseitiger und nur fachbezogener Betrachtung ebenso anregen, wie sie zur Erforschung und Darstellung aller Zusammenhänge auffordert. Ich hoffe, daß mein langfristig angelegtes Vorhaben zumindest im Ansatz gelungen ist und daß die eine oder andere Überlegung zur Lösung permanenter Probleme der Gestaltung der Umwelt, des Hochwasserschutzes und der Schiffahrt im Bereich des Oderstromsystems beizutragen vermag. Die Entwicklungsgeschichte im Odergebiet ist Resultat des wechselseitigen Agierens einer Vielzahl von natürlichen und gesellschaftlichen Faktoren, die in ihrer Summe ein in sich weitgehend geschlossenes und organisch miteinander verbundenes Ganzes verkörpern. Dessen Mittelpunkt ist der Oderstrom. Die Oder erreicht zwar nur eine Länge von 861 Kilometer; nimmt man jedoch lediglich ihre wichtigsten Nebenflüsse hinzu, hat man es bereits mit Flußläufen von über 5000 Kilometern Länge zu tun. Schiffbar ist die Oder auf 725 Kilometern – mit den zu ihrem Stromsystem gehörenden befahrbaren Wasserwegen addiert sich diese Strecke auf annähernd 1700 Kilometer. Bei einem Fluß wie der Oder muß in die Bewertung komplexer Vorgänge die Schiffbarkeit einbezogen werden, die als ein unveräußerlicher Bestandteil auch aller anderen Stromsysteme anzusehen ist. Im Prozeß von vergangenem und gegenwärtigem Wirken der das Oderstromsystem beeinflussenden Faktoren spielen die natürlichen und die gesellschaftlichen Elemente wechselseitig sowohl eine aktive als auch eine passive Rolle. Allgemein betrachtet ist die Evolution von Flußsystemen dem Lebensprozeß menschlicher Individuen sehr ähnlich. Deshalb scheint es berechtigt – wie bei Lebensläufen –, die Gesamtdarstellung des Oderstromsystems als den Versuch einer umfassenden Biographie zu bezeichnen. Ich hoffe, Literaturwissenschaftler werten eine solche Auffassung nicht als Anmaßung, sondern erkennen vielmehr den so gewählten Ansatz als gut gemeinte Anregung.

AUS DEM INHALT:

1. Entstehung und Entwicklung des Oderbruches und seiner Trockenlegung.

2. Probleme des Wasserhaushaltes im Odergebiet, Entstehung der Hochwasser, Ursachen der Wasserarmut und Möglichkeiten ihrer Milderung.

3. Probleme der Oderschifffahrt, Entstehung und Entwicklung, ihre Möglichkeiten und Grenzen sowie ihre schiffbaren Verbindungen nach West- und Osteuropa

4. Bedeutende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur im Odergebiet

Das Buch ist allgemein verständlich geschrieben und gut illustriert. Selbst alteingesessene Bewohner der Oderregionen werden neue Erkenntnisse gewinnen.