Das ordentliche Leben der Marlen Haushofer

Ein Essay

von

Marlen Haushofers Frauengestalten in ihren Romanen und Erzählungen sind alle autobiographisch gefärbt, von ihr „abgespaltene Persönlichkeiten“, die sich mosaikartig zu einer Figur zusammenfügen. Es sind, wie die Autorin selbst, Frauen der Nachkriegsgeneration, dem Wiederaufbau und dem beruflichen Erfolg des Mannes verpflichtet. Sie sind eingebunden in einen zeitlichen Kontext der 1950 er und 1960 er Jahre mit ihren Zwängen und moralischen Tugendvorstellungen. Sie bewegen sich zwischen Rollenanpassung, Aufopferung, zeitweisem Widerstand und Resignation. Sie versuchen mittels Ordnungsstrategien eine Orientierung in ihr Leben zu bringen. Diese Versuche sind letztlich zum Scheitern verurteilt.
Marlen Haushofer ist – wie es aus diesem Essay hervorgeht – nicht die einzige ihrer Generation, die diese verzweifelten Versuche unternimmt. Sie ist eine unbestechliche Chronistin ihrer Zeit, in klarer Sprache beschreibt sie die Brüchigkeit bürgerlicher Fassaden, entlarvt scheinbare Idyllen harmonischen Zusammenlebens.
Marlene Krisper ist Marlen Haushofer noch persönlich begegnet und fühlt sich als Angehörige der sogenannten Nachkriegsgeneration aufgrund vieler Parallelitäten als Marlens Anverwandte.