Das seelische Wesen

Die Seele: Ihre Natur, Aufgabe und Evolution

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Die Einführung des Begriffs das psychische Wesen durch Sri Aurobindo stellt einen der besonderen Beiträge im Lexikon des Integralen Yogas dar. Still und unbeweglich hinter dem gewöhnlichen mentalen, vitalen und physischen Bewusstsein im Menschen stehend, ist das psychische oder seelische Wesen der individuelle Ausdruck der göttlichen Essenz eines jeden Wesens. Durch die Ansammlung höherer, zu Gott hin gerichteter Erfahrungen, entwickelt sich während seiner Evolution im Laufe verschiedener Geburten eine psychische Persönlichkeit, die in Kraft und Einfluss wächst, bis sie vollständig „nach vorne kommen kann und durch den mentalen, vitalen und physischen Vorhang durchbrechen, die Instinkte beherrschen und die Natur transformieren kann.“

Da ein richtiges Verständnis des Konzeptes des psychischen oder seelischen Wesens für die Praxis des Integralen Yoga elementar ist, ist dieser Band mit Auszügen aus den Werken von Sri Aurobindo und der Mutter für die ersten Schritte des spirituell Suchenden auf dem Weg der Selbstvervollkommnung richtunggebend. Klar, präzis, einfühlsam und mit yogischer Einsicht geschrieben, definiert die Auswahl die Natur des psychischen Wesens; sie schildert wie man dessen Gegenwart hinter der hartnäckigen Selbstbehauptung der äußeren Natur erkennen kann.

Weiter wird erklärt, wie die seelische Kraft, wenn sie nach vorne kommt, um die Sadhana zu führen, die restliche Natur zum supramentalen Licht und zu Ananda hin öffnen kann.
Vorwort

Die vorliegende Auswahl ist ein Versuch, die verschiedenen Lehren über das seelische Wesen in den Werken von Sri Aurobindo und der Mutter in einem Band zusammenzustellen. Die Auszüge behandeln die Natur des seelischen Wesens und lenken die Erkenntnisse Sri Aurobindos und der Mutter auf die innere Beschaffenheit des menschlichen Wesens, sowie auf verschiedene diesbezügliche Fragen, wie den Vorgang inneren Wachsens, das Leben nach dem Tode, die Wiedergeburt, die Sadhana usw. Obwohl die Auswahl umfassend ist, und alle grundlegenden Aspekte des Stoffes behandelt, will sie nicht erschöpfend sein. Sie ist in der Hauptsache für den allgemeinen Leser bestimmt, und lässt einen großen Teil dessen aus, was nur für diejenigen von Interesse wäre, die Sri Aurobindos Yoga ausüben, oder aber für diejenigen, die Philosophie oder philosophische Psychologie studieren.

Um das Verstehen zu erleichtern, wurden alle Auszüge, außer denen im letzten Teil des Buches, in Abschnitte und Unterabschnitte eingeteilt, deren jeder einen spezifischen Aspekt des jeweiligen Themas behandelt. Da jedoch das Buch eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen ist, war sowohl ein Überschneiden als auch eine Wiederholung des Inhaltes nicht zu vermeiden. Um die Ganzheit und Integrität der Auszüge zu bewahren, wurde auf die Herausgabe von auszugsweisen Äußerungen innerhalb eines Abschnittes verzichtet; ebenso wurde das Aufteilen eines Abschnittes in verschiedene Teile, um der Gliederung zu genügen, vermieden. Auch eingeschaltete Bemerkungen und Äußerungen, die sich auf ein bestimmtes Thema beziehen, das vom Hauptthema eines Abschnitts abweicht – was in den Briefen Sri Aurobindos und den Antworten der Mutter auf Fragen häufig vorkommt – wurden im allgemeinen beibehalten.

Der Grund, warum Sri Aurobindo den Ausdruck „seelisches Wesen“ geprägt hat, wurde von ihm wie folgt dargelegt:

Das Wort „Seele“ wird im Englischen sehr unbestimmt gebraucht, da es sich oft auf das ganze nicht-physische Bewusstsein bezieht, einschließlich des Vitals mit seinen Begierden und Leidenschaften. Daher musste der Ausdruck „seelisches Wesen“ geprägt werden, um diesen göttlichen Teil von den instrumentalen Teilen der menschlichen Natur zu unterscheiden.“ (22:290)

Einer der wichtigsten Punkte, die klar verstanden werden sollten, ist die vitale Unterscheidung zwischen der Seele in ihrer Essenz – von Sri Aurobindo verschiedentlich als die Seele bezeichnet, die seelische Essenz, die seelische Wesenheit, die seelische Existenz, der Seelenfunke oder das Seelenelement – und die Seele in ihrer entwickelten, individualisierten Form, das „seelische Wesen“ genannt, die seelische Personalität, die Seelenform oder Seelenpersonalität, welche in Sri Aurobindos Worten „der Funke ist, der mit dem Wachsen des Bewusstseins in ein Feuer wächst.“ (22:278) Es muss ebenfalls betont werden, dass die Ausdrücke „Seele“ und „seelisch“, wenn sie ohne Attribut gebraucht werden, sich manchmal auf den Seelenfunken oder die seelische Essenz beziehen und manchmal auf die Seelenpersonalität oder das seelische Wesen.

Die Natur und Funktion des seelischen Wesens kann nicht gut ohne Bezugnahme auf andere Teile des menschlichen Wesens erklärt werden. In dieser Zusammenstellung wird der Leser daher häufig die verschiedenen Teile des menschlichen Wesens erwähnt finden, von denen einige in Sri Aurobindos Yoga mit bestimmten Ausdrücken bezeichnet werden. Das Glossar am Ende des Buches enthält diese Schlüsselausdrücke, zusätzlich zu den Sanskritausdrücken; es enthält ferner gewöhnliche englische Ausdrücke, die in einem speziellen Sinn im Integralen Yoga gebraucht werden. Es sei bemerkt, dass einige der Sanskritausdrücke einen umfassenderen Inhalt haben können, als den im Glossar angeführten, und auch in einem anderen Zusammenhang eine andere Bedeutung haben können.

Abschließend sei erwähnt, dass die in diesem Buch zusammengestellten Abschnitte zum überwiegenden Teil aus den Briefen Sri Aurobindos und den Gesprächen der Mutter mit den Kindern des Ashrams stammen. Das erklärt ihren oft zwanglosen Stil, die Auslassungen, Pausen, Wiederholungen usw. in vielen der Auszüge. – A. S. DALAL