Das Verschwinden der Zeit am Nachmittag

Erzählungen

von

Textauszug:

Ich lasse die Zeitung sinken, sitze, umfächelt vom Wind, der den Garten durchstreift, kommt und geht, nun im Fliederstrauch wühlt – er liest mir vor aus dem Blätterbuch, pausiert und setzt wieder ein, er lauscht, wenn er schweigt (daher sein Wissen), und (daher das meine) ich höre ihm zu, wenn er spricht: Sieh das Fell des Katers, sieh seinen Schlaf, wie die Flanke sich hebt und senkt, sieh, ein Stück Welt ist zu sich gekommen und bei sich geblieben, höre den Summton der Wespe, schmecke die dauernden, ruhenden Dinge inmitten der sie umfließenden Zeit, die das Vergangene fortträgt und wiederbringt, du, inmitten der Welt, hineingehalten und aufgehoben im Gedächtnis des Seins, ob einst, ob jetzt, ob irgendwann, losgelöst von den Orten der Geschehnisse und zeitentrückt, wie schwebend, allgegenwärtig.
Der Atem des Katers, der Atem des Hundes, das Summen der Wespe, immerfort, immerdar – und eine Zeile der Seidel, die keiner mehr kennt:

„Unsterblich duften die Linden.tig