Das Wunder vom Holunder

von ,

Vorwort

Kaum eine andere Pflanze wurde von unseren Vorfahren so hoch geschätzt wie der Holunder. Er lieferte nicht nur wohlschmeckende, gesunde Nahrung, sondern galt auch wegen seiner Heilkraft als lebende Apotheke. Da er so sanft wirkte, das man ihn auch kleinen Kindern verabreichen konnte, aber doch so stark, dass er selbst schweren Erkrankungen Paroli bot, war er aus der Volksmedizin nicht wegzudenken. Man begegnete ihm mit Respekt und Verehrung: ‚Vor dem Holunder Hut herunter‘ lautete eine jedermann geläufige Regel.

Mit dem Aufkommen synthetischer – in Labors entwickelter und hergestellter – Medikamente geriet der Holunder jedoch immer mehr ins Abseits. Auch als Nahrungsspender verlor er an Bedeutung; kaum jemand machte sich noch die Mühe, seine Blüten und Früchte zu ernten. Man degradierte ihn zur ‚Wildfrucht‘ und wandte sich verächtlich ab. Nur bei der Herstellung natürlicher Lebensmittelfarben durfte er noch eine gewisse Rolle spielen!

Doch der Holunder ist nicht nur als Pflanze überaus zäh, genügsam und beharrlich. Denn die Göttin, die man einst in seinen Zweigen vermutete, scheint ihn – und uns – noch immer zu behüten: Ein Wandel setzte im Bewusstsein jener Menschen ein, die den Blick wieder auf natürliche, sanftere Heilmittel richteten. Dabei eroberte der Holunder seinen Platz in der Volksheilkunde rasch wieder zurück.

Auch Wissenschaftler begannen, sich eingehend mit den Inhaltsstoffen dieser Pflanze zu beschäftigen – und entdeckten dabei, dass sie tatsachlich ‚wunder-voll‘ ist! Ihr Reichtum an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen wie auch der erstaunlich hohe Gehalt an Aminosäuren machen ihre Beeren zu einem hochwertigen Nahrungsmittel. Darüber hinaus aber wies man in jahrelangen Forschungen nach, dass Holunder sowohl antibakteriell wie auch antiviral wirkt, die Cholesterinwerte positiv beeinflusst, die Nachtsicht verbessern kann und eine segensreiche Wohltat für Kreislauf und Gefäße ist. Die neu entdeckte Wirkung gegen Freie Radikale und damit die Schutzwirkung gegen Herz- und Kreislauferkrankungen machen den Holunder tatsachlich wieder zur ‚Apotheke‘. Auch das Immunsystem wird positiv beeinflusst, wodurch die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten abnimmt. Holunder als Heilpflanze ist zeitgemäßer denn je.

Kein Wunder, dass man den Holunder in Österreich einmal zur ‚Heilpflanze des Jahres‘ kürte. Denn das ist er – und nicht nur in jenem Jahr 1998!