Auf dem Bahnsteig der Eisenbahnstation des kleinen ländlichen Ortes Büttelsburg sind Honorationen versammelt, der Bürgermeister, der Pfarrer, die Lehrerin, freiwillige Helfer, sowie einige Unbeteiligte. Sie erwarten Jakob Kellermann, der als Jude seinerzeit mit seiner Familie auswandern mußte, in Südamerika verstarb, jedoch den Wunsch hinterließ, in seinem Heimatort begraben zu werden. Man weiß diese schöne Geste zu würdigen, hat bereits ein Ehrengrab ausheben lassen und wird nun den Sarg empfangen, um den jetzt wieder hochgeschätzten Mitbürger seiner Ruhestätte zuzuführen. Der Sarg wird feierlich empfangen, sodann heben ihn die Helfer auf die Schultern und marschieren in den Ort. Auf dem Hauptplatz läßt Ortsvorsteher Meinrad den Sarg hinstellen, um eine Schweigeminute einzuhalten. Nach dieser gibt es eine Überraschung: Der Sarg läßt sich nicht wieder heben. Zeitgeschichtler, Politologen, Psychologen haben die Verfälschung des österreichischen Selbstverständnisses durch das große Tabu wissenschaftlich nachgewiesen: die Flucht vor der Verantwortung. Fritz Kalmar hat sie in ein dichterisches Bild gebannt, das sich nicht so schnell aus dem Gedächtnis des Lesers wird verdrängen lassen. Dieses Buch eines Vertriebenen, der seiner nie vergessenen Heimat ins Gewissen redet, verdient in dieser Heimat gelesen zu werden – von vielen. Und was für ein Filmstoff! Horst Jarka, Literaturhaus Wien
- Veröffentlicht am Sonntag 27. Oktober 2024 von Ibera Verlag - European University Press Verlagsgesellschaft m.b.H.
- ISBN: 9783900436834
- 240 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählungen, Historische Romane