Das Zimmermädchen

von

Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Wo andere
Zimmermädchen nichts mehr sehen, fängt es bei Lynn erst an. Immer länger
bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort sieht und findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel, Medikamente. Zunächst ist Lynn noch vorsichtig, dann wird sie immer dreister. Sie beschnuppert nicht nur die fremden Kleider, sie zieht sie auch an.
An einem Dienstag hört Lynn Schritte auf dem Flur und weiß sofort, sie
werden Halt machen vor dem Zimmer, in dem sie steht und längst nicht mehr
stehen darf. Sie hört den Schlüssel im Schlüsselloch und ihr bleibt nur ein
einziger Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt die Nacht
dort. Mit dem Gast über ihr.
Den anderen auf den Leib rücken, ihrem Leben nachspüren: Lynn weiß schnell,
dass sie es wieder tun wird, tun muss. Von nun an liegt sie jeden Dienstag
unter den Betten der Gäste und lauscht auf das, was über ihr geschieht. Den
Menschen nah und zugleich fern: wie unsichtbar.

Das Zimmermädchen ist das intensive Porträt einer eigenwilligen, obsessiven
jungen Frau. Es ist die intime Geschichte einer Suchenden, die wissen will,
wie den Menschen gelingt, was ihr selbst so schwerfällt – das Leben. Eins
ist sicher: Nach der Lektüre des Zimmermädchens wird man nie wieder in einem
Hotel übernachten, ohne vorher unters Bett zu schauen.