Deckengeflüster

von

Diese Erzählung stellt den Versuch dar, dem unpopulären Thema Tod ein wenig Raum zu geben, und das soll nicht durch Angst und Schrecken geschehen, sondern mit stiller Betrachtung der Fakten durch einen Betroffenen, dem damit sein eigenes Leben und das des Lesers bewusster wird, denn Altern und Sterben ist der Preis dafür. Das was die alternde Frau in ihren letzten Jahren, eingeschränkt zwischen Bettdecke und Zimmerdecke, sieht, erinnert und hört, wird der ihrer Wahrnehmung zwischen Wachen und Schlafen angeglichenen Sprunghaftigkeit scheinbar wahllos aneinander gereiht, so dass die Jetztzeit ständig konfrontiert wird mit Erinnerungen, die besonders durch die Besuche ihrer Angehörigen ausgelöst werden. Die wachsende Diskrepanz zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis bringt alles durcheinander und schmerzt alle Beteiligten. Aber die Liebe gewinnt dem Schmerz doch immer wieder poetische Schönheiten ab, so dass trotz aller Sprachlosigkeit eine Menge Trost in diesen Aufzeichnungen von den letzten wichtigen Kleinigkeiten einer sich vor dem Unvermeidlichen verbeugenden Beziehung wirkt. Dennoch – der Perspektivwechsel von 1. und 3. Person erlaubt auch Mutmaßungen anzustellen, was in der Patientin vorgeht, und da meldet sich auch der Lebenswille in sanft eingestreutem Humor. Dadurch können auch ihre viele Rollen, die sie im Leben spielen musste, vielseitig beleuchtet werden, die z. T. auch mit historischem Hintergrund abgestützt werden. Aber ganz oben auf der Prioritätenliste steht die liebevolle Fürsorge, die, plötzlich mit dem „Vortod„ konfrontiert, ungeschminkt oft genug in Hilflosigkeit versinkt. Denn wann das Leben endet, wissen wir, aber wann beginnt der Tod? Leserkommentare: „Der Text ist tief und einmalig. Fast auf jeder der Seiten fand ich bedenkenswerte Zitate, viel Kluges, was da über das Mutter-Sein am Beispiel von Hänsel und Gretel oder über das Kind-Sein zu lesen ist. Außerdem finden sich starke Bilder und Wendungen, wie: „Der Pfleger nickt wie ein Fels“, während sie an „demokratische Tutti der Orgel“ denkt oder wenn sie wie „in Wasserschuhen kippelt“ oder der Masseur ihre „Perlenkette aus Verhärtungsmurmeln“ bearbeitet. Wie der Gesichtsausdruck des Umschlagbildes ist diese Erzählung wunderbar friedlich, wenn auch gewissermaßen „bleich“ und dem Tode nah.“ Anne Rinder-Stötzel, Vlissingen