Deckname „Carola“

angeworben, geführt, enttarnt

von

Eigentlich wollte Kirsten mit ihrer Freundin Sybille nach Unterrichtsschluss ins Kino gehen, aber an diesem 28. Februar 1989 wird sie nach der letzten Schulstunde unerwartet ins Zimmer des Direktors bestellt. Zu ihrer Überraschung begrüßt sie dort ein unbekannter Mann, der sich als Hauptmann der Staatssicherheit vorstellt. Ein freundliches Gespräch über ihre Studienwünsche endet dann in der Aufforderung, eine Schweigeverpflichtung zu schreiben. Verunsichert gibt Kirsten dem Verlangen nach, ohne zu ahnen, dass dies der erste Schritt zu einer inoffiziellen Mitarbeit sein wird. Nach und nach gerät sie auch in eine intime Abhängigkeit zu ihrem Führungsoffizier, der dadurch geschickt und skrupellos ihre IM-Tätigkeit steuert. Kirsten weiß nicht, dass sie gezielt ausgesucht wurde, um mit ihrer Person neue Methoden in der operativen Psychologie zu testen.
„Carola“, so ihr Deckname, wird angesetzt auf Mitschüler, Lehrer und vor allem auf einen Magdeburger Oberschülerkreis der Evangelischen Kirche. Nach dem Zusammenbruch des SED Regimes wird die unselige Tätigkeit von Kirsten bekannt. Von nun an umschließt sie eine Mauer der Ablehnung und des Schweigens. Nur wenige wagen den Schritt zu einer Vergebung. Barbara, eine Mitschülerin, der Kirsten besonders geschadet hatte, wird ihre Retterin in einer fast ausweglosen Situation.