Denn schreiben will ich!

Aus den Tagebüchern und anderen Werken

von

Das Tagebuch der Anne Frank ist weltberühmt als Dokumentation des unmenschlichen Alltags unter der Nazi-Herrschaft in den Niederlanden. Aber Anne Frank war nicht nur eine hellwache und überaus reife Chronistin ihres Alltags. Ihr größter Wunsch war es, Schriftstellerin zu werden, ein Aspekt, den ‚Denn schreiben will ich!‘ eindrucksvoll zeigt.

Im Versteck hatte Schreiben in ihrem Tagesablauf einen festen Platz, war für sie lebenswichtig. Ihr berühmtes Tagebuch schrieb sie auch im Hinblick auf eine spätere Veröffentlichung. Darin und in anderen ihrer Texte zeigt sich, wie genau die junge Frau ihre Umwelt beobachten und sprachlich fassen konnte. Ihr Werk muss man deshalb nicht nur als wichtiges zeithistorisches Dokument, sondern auch als Ausweis einer großen literarischen Begabung lesen.
Die ausgewiesene Anne-Frank-Expertin und Übersetzerin Simone Schroth hat aus der niederländischen kritischen Ausgabe von 1986 eine Auswahl zusammengestellt, die alle Schaffensbereiche von Anne Frank abdeckt. Sie enthält die berühmtesten Stellen aus den Tagebüchern und vermeidet dabei alle früheren Mischeinträge aus mehreren Fassungen. Zum Teil werden verschiedene Varianten desselben Geschehens direkt hintereinander gestellt. Nun endlich lässt sich nachvollziehen, um welche Version des Textes es sich jeweils handelt. Zusätzlich wurden Kurzgeschichten und Teile aus ihrem Fragment gebliebenen Romanentwurf ‚Cadys Leben‘ hinzugenommen. Anne Franks Werk ist, so zeigt sich hier, mehr als das Anne-Frank-Tagebuch.
‚Denn schreiben will ich!‘ kann man als Anne Franks Lebensmotto verstehen, das ihr außergewöhnliches Werk prägt.