Der Blues des Herrn von Stockham

von

Walter Schwertl, Jg. 1947, gebürtiger Österreicher, gibt ein spätes Romandebüt, nachdem er als Psychologe in Deutschland eines der führenden Beratungsunternehmen aufgebaut hat. Die äußere Form des Textes ist biografieartig-erzählend, aber nicht autobiografisch: Als Kind gerät „das Hiasl“ – ein in der Alpenrepublik häufig auch abwertend verwendeter Name – ins Abseits. Eine Sprechstörung reicht, um den aufgeweckten und intelligenten Jungen über eine Spirale aus Spott und Schikane auszugrenzen. Mit Schläue und kämpferischem Überlebenswillen rettet er sich über dieses krisenanfällige Alter: Er boxt sich buchstäblich durch, fällt bei seinen gewagten Klettereskapaden auch nicht aus der Wand, und „entkommt“ schließlich nach Andalusien. Dort beginnt er neu und mutiert zum wohlhabenden und geschätzten „Don Mateo“, einem glühenden Anhänger des Flamenco und anderer Spielarten südlicher Lebensart. Auch in der Beziehung mit Nora findet er Ruhe und Halt. Eines Tages kommt der Anruf aus Österreich: Seine Mutter ist verstorben. Dieser Anlass führt Don Mateo zurück in die dörfliche Enge, zu seinen alten Widersachern, und lässt ihn den Alltagsfaschismus wieder erleben. Dieses Mal aber nicht mehr als der „Hiasl“, der er einmal war.