Ein Idol, das erst durch sein Scheitern zum Idol wird, so charakterisiert eine Romanfigur den Boxer. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, endet die steile Karriere des Protagonisten kurz vor ihrem Höhepunkt. Eben noch von den Massen umjubelt, muss er als Berufskiller und -folterer anheuern. Der Traum vom bescheidenen Wohlstand führt in einem Netz krimineller Machenschaften in die Selbstzerstörung.
Enrique Medina verflicht in seinem Werk drei Erzählebenen: Als auktorialer Erzähler beschreibt er die Karriere des Boxers und sein Leben als Berufskiller. Durch Medinas Affinität zum Film bauen sich die Szenen bildhaft-plastisch vor dem Auge des Lesers auf. Die Perspektive des Protagonisten wird in einem manischen Selbstgespräch dargestellt, das sich fallweise zu einem Zwiegespräch mit einer Ratte entwickelt, die in seiner Blechhütte vor dem Regen Unterschlupf sucht. Inspiriert von Orson Welles‘ „Citizen Kane“ beleuchten schließlich Menschen aus seinem Umfeld sein Leben vor einem unbekannten Zuhörer.
Der argentinische Soziologe Juan José Sebreli meinte treffend, während andere Autoren ihren Protagonisten eine Stimme verleihen, verschafften sich bei Enrique Medina die Protagonisten selbst Gehör.
Die folternde und mordende Militärdiktatur Argentiniens verstand das Werk 1976 auch aufgrund seiner Authentizität als Angriff auf ihr Regime: Wenige Monate nach seinem Erscheinen wurde es verboten. Um in einem Klima der Angst gegen die Diktatur anzuschreiben, brauchte es viel Mut. Enrique Medina war einer der wenigen, der ihn besaß.
- Veröffentlicht am Donnerstag 26. August 2010 von Drava
- ISBN: 9783854356233
- 192 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur