Der Dichter im Dienst des Generals

Robert Musils Propagandaschriften im Ersten Weltkrieg. Mit 87 Musil zugeschriebenen Zeitungsartikeln

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Robert Musil war als Autor während des Ersten Weltkriegs um vieles produktiver als in der Forschung bisher angenommen. Allerdings schrieb der „Mann ohne Eigenschaften“, der an der italienischen Südfront im Rang eines Landsturmhauptmann diente, unter dem Einfluss seiner Erlebnisse als aktiver Soldat und als Chefredakteur zweier Soldatenzeitungen in einem Stil, der vom übrigen Werk erheblich abweicht. Musil war hier einerseits Befehlsempfänger des späteren k.u.k.-Generals und später unter Hitler Ministers und SA-Führers Alfred Krauß, dessen private und militärische Vorstellungen er umsetzte, andererseits gab ihm die publizistische Machtstellung auch Gelegenheit zu einem literarisch-aktivistischen Gesellschaftsexperiment. Die hier erstmals in größerem Umfang publizierten Leitartikel und Feuilletonbeiträge, die Musil zwischen 1916 und 1918 in großer Auflage herausgab, zeigen den Autor als leidenschaftlichen Aufklärer, eifrigen Volkserzieher und politischen Kritiker im Interesse einer politischen und moralischen Erneuerung des österreichischen Staatswesens und der Habsburger Monarchie – einer Erneuerung im Schmelzfeuer des Krieges.