Nach den Maßstäben seiner Welt hatte er seine Seele an den Teufel verkauft und eine Ewigkeit im Höllenfeuer erwartete ihn. So sehr man auch selbstständig denkt, die Normen der eigenen Welt kann man nicht einfach beiseiteschieben und sie neigen dazu, zurückzukommen, wenn man überrascht wird.
Die Minuten vergingen, und keiner von ihnen bewegte sich. Mona beobachtete die Regungen, die sich auf dem Gesicht des Mannes nacheinander zeigten – dem Gesicht eines Fremden, obwohl die Züge vertraut waren – und sie erkannte zutiefst, welch eine Tragödie das Klosterleben für diejenigen, die nicht berufen sind, bedeutet. Die Tragödie von Abaelard und Eloise. War dies ein englischer Abaelard, der sich über den schmalen Tisch beugte, um in ihr Gesicht zu sehen?
Sie starrte zurück. Eine Minute nach der anderen verging. Eine Uhr in der Stadt schlug die Stunde. Wie lange würden sie so verharren? Sie wagte nicht, sich zu bewegen, denn nur der Himmel wusste, was sie dadurch entfesseln würde. Sie konnte sich vorstellen, dass Hugh Paston tot umfallen würde, wenn der Insasse seines Körpers sich plötzlich zurückziehen würde. Komme, was wolle, der erste Schritt dürfte nicht von ihr kommen.
Dann streckte der Mann, ohne den Blick von ihr zu nehmen, langsam seine Hand aus und berührte ihren Handrücken mit den Fingerspitzen, als ob er ihren Puls fühlen wollte. Die Fingerspitzen waren eiskalt. Es fühlte sich in der Tat, wie die Berührung der Hand eines Toten an.
- Veröffentlicht am Sonntag 1. Januar 2017 von Verlag Heliakon
- ISBN: 9783943208368
- 388 Seiten
- Genre: Belletristik, Fantastische Literatur