Mit feiner Ironie und viel Wortwitz begleitet Dodovski seine Protagonisten durch die soziale Krisenzone des Systemwechsels. In seinem Nachwende-Mazedonien begegnen wir Siegern und vor allem Besiegten, solchen die leise verzweifeln und anderen, die sich nach Rache für ihre Demütigungen sehnen. Alle Figuren sind frei erfunden, doch widerspiegeln sie unbequem viel davon, was sich hinter den Kulissen der Macht tut und die real vorhandenen Menschen bewegt. “Ursprünglich wollte ich die Sammlung ‘Alle meine Toten’ nennen. In der Übergangszeit nach Ende des Kalten Krieges, wie auch während aller früheren historischen Umwälzungen, brachen die niedrigsten menschlichen Leidenschaften aus, entblößten sich alle menschlichen Schwächen. Wir können den menschlichen Verfall verurteilen. Gleichwohl dürfen wir den Mechanismus nicht übersehen, der Menschen dazu treibt, eine Ideologie anzunehmen, um sie später zu verraten. Die Darstellung des Unglücks der ‘Wendegeschädigten’, die in meinen Erzählungen zu Wort kommen, ist schließlich nur ein Versuch, die menschliche Natur im ewigen Spannungsfeld zwischen der Suche nach Glück und dem Tod zu begreifen.” (I. D.). “Die Erzählungen in dieser Sammlung sind voll surrealer und traumhafter Momente; so ist die Erzählerin der Geschichte Umetnik na revolucijata (Künstler der Revolution) keine Freundin oder Ehefrau des Protagonisten, sondern, wie wir erst am Ende erfahren, eine kleine Gliederpuppe, die den fanatischen, einsamen Künstler ein Leben lang in seiner Brusttasche begleitet hat; in Sarma erscheint der erniedrigte Erzähler seinem früheren Peiniger im Traum und rächt sich, indem er diesen mit Sauerkrautwickeln erstickt, die in der Zeit seiner politischen Inhaftierung Mittel einer besonderen Demütigung waren. Verrücktheit und Tod spielen auch eine Rolle – gleich in zwei Erzählungen spricht der Protagonist aus dem Grab oder dem Jenseits.” novinki.
- Veröffentlicht am Donnerstag 28. Februar 2008 von Leipziger Literaturverlag
- ISBN: 9783866600522
- 132 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur