Der Handlinienmann

Roman

von

Schreckliches ist geschehen: Ein Mann wird von einem Blitz niedergeschlagen und entdeckt, wenig später, dass er kein Schicksal mehr hat. Aber er entdeckt noch anderes: dass er überhaupt noch nie so etwas wie ein Schicksal, ein Leben gehabt hat, dass er schon viel früher, eingekreist von den Zwängen, die Staat und Gesellschaft einem jeden auferlegen, seine Identität verlor, sie vielleicht gar nie besass, es sei denn als Kind. Die Folgen des Blitzschlages sind daher — wie der Unglückliche erkennt — nichts als reine Konsequenz aus dem Früheren. Und wie schon in seinem ersten Roman „Die Wahrheit des K. Bisst“ (ebenfalls orte-Verlag) gelang dem 1980 verstorbenen Schweizer Dichter mit dem „Handlinienmann“ eine eindrückliche Darstellung einer Welt, die dem Tod und nicht dem Leben zutreibt. Erinnerungen an Kafka drängen sich auf; doch Sprache und Thematik sind derart unverwechselbar lotmarisch, dass der Leser, gepackt von der Folgerichtigkeit und dem der Auflösung zutreibenden Handlungsablauf, mit Staunen feststellt: Hier war ein Dichter am Werk, nicht ein Schriftsteller und schon gar nicht ein Besinger des eigenen Bauchnabels. Für uns ist es höchste Zeit, diesen Autor aus dem Abseits in die Mitte zu stellen. Mit dem „Handlinienmann“ schuf er ein Stück Literatur unserer Tage. „Der Roman beginnt mit mythischer Grossartigkeit. Auch hier setzt Lotmar seine gestalterischen Mittel zurückhaltend, fast geizig ein …“ (Tages-Anzeiger)