»Ich besaß ein großes Landhaus in den katalanischen Bergen und steckte
es in Brand.« Und zwar mit der Geliebten darin. Das ist der großartige Beginn
der aberwitzigen Geschichte eines jungen Dichters, der verzweifelt
nach Orientierung sucht »auf dem Weg der Desorientierung, zu dem die
Liebe fuhrt« – und das ohne Hilfsmittel außer einer Übersichtstabelle
zur Klassifizierung weiblicher Liebenswürdigkeiten. Um der Justiz
zu entkommen, besteigt er als Dame verkleidet einen Zug nach Barcelona
– »die beste Stadt der Welt« – und trifft im Abteil auf eine Frau, die seinem
Opfer seltsam ähnelt, sowie auf einen alten Bekannten, der ihn sogleich zu verführen
sucht … Mit seinem ureigenen obsessiv-rauschhaften Schreibstil
gelang dem damals 26-jährigen Autor eine hochmoderne
Mischung aus karnevaleskem Kolportage-Thriller und philosophischem Reiseroman.
Der Herbst in Barcelona (1908/1909) war fast 100 Jahre vergessen. Die
Neuedition dieses von Alfred Jarry und Guillaume Apollinaire beeinflußten
Kurzromans wurde in Katalonien als die größte literarische Wiederentdeckung
aus dem 20. Jahrhundert gefeiert, als ein avantgardistisches
Werk vor der Avantgarde.
- Veröffentlicht am Freitag 8. November 2024 von Arco
- ISBN: 9783938375662
- 104 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945