Der Himmel grau, die Erde braun

Hitlers Arbeitsdienst im Osten

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Im Sommer 1939 machten wir mit unseren Eltern eine Urlaubsfahrt über das inzwischen zum Deutschen Reich gehörende Sudetenland und besuchten den Heimatort meines Vaters. Es war ein befreiendes Gefühl, in diesem kleinen bäuerlichen Ort die Natürlichkeit der noch vorhandenen bäuerlichen Lebensform zu erleben. Dieser einfache und bescheidene Alltag war beeindruckend, als hätte die Schöpfung hier erst vor Kurzem stattgefunden.

In der Dorfschmiede leuchtete hellrot die Glut in der Esse und der Schmied, ein Volksschulfreund meines Vaters, ließ den schweren Hammer mit Wucht auf das Werkstück schlagen, sodass die Funken nur so stoben.

Von dieser herrlichen ländlichen Idylle ging es weiter auf der Autobahn nach Berlin, Dresden und Jena. Wir konnten mit der Tatsache wenig anfangen, das auf all diesen Strecken uns noch und noch Einheiten der deutschen Wehrmacht entgegenkamen oder begleiteten.

In einem Dorf vor Berlin, wo wir übernachteten, war die bäuerliche Bevölkerung außer sich, denn man hatte ihnen im Namen der Wehrmacht ihre Pferde requiriert. Man vermutete ein Großmanöver, das die Führenden des Reiches zumindest als Demonstration der Macht in Bewegung setzten. Pausenlos, auch während der Nacht, rollten Panzer und Lastkraftwagen gegen Osten. Und plötzlich wurde die Geschichte gefährlich. Auf der Autobahn vor Jena bekam man an der Tankstelle im besten Falle nur 20 Liter Treibstoff pro Fahrzeug. Jäh wurde unsere Fahrtrichtung geändert und der kürzeste Weg nach Kärnten eingeschlagen. In München gab es noch einmal 20 Liter Benzin aufgrund des Mobilisierungsbefehls, den mein Vater bei sich hatte. Daheim angekommen, lagen die Lebensmittelkarten bereits auf dem Tisch im Wohnzimmer. Drei Tage später hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. „Denn seit 4 Uhr 45 wird zurückgeschossen“, verkündete unser Führer Adolf Hitler vor dem deutschen Reichstag.