Der intellektuelle Komfort

von

Romancier, Novellist, Essayist, Dramatiker, Drehbuchautor, Übersetzer und Feuilletonist, bleibt Marcel Aymé (1902-1967) nicht nur aufgrund der Vielfalt seines Werks schwer zu fassen. Schriftsteller wider Willen, Provinzler und Hauptstädter, Dandy und Verächter der (literarischen) Hautevolée, Freund und Verteidiger während des Krieges Verfolgter und nach dem Kriege Verfemter, wurde er nacheinander als Linker und anarchischer Rechter etikettiert. Unbestritten sein literarischer Rang, sein Gesamtwerk wurde zuletzt in der renommierten Klassikerreihe Pleiade herausgegeben.

Mit sicherem, wenn auch nie gesuchtem Griff unzeitgemäß, beherbergte er während der deutschen Besatzung Résistants und bekämpfte diese nach der Libération ebenso wie de Gaulle, die Justiz und den Amerikanismus am jeweiligen Höhepunkt ihrer Wirkungsmacht und wies – Patriot, aber gekränkt und verbittert – höchste vaterländische Ehrungen schroff zurück.

Das vorliegende Werk – Pamphlet, Erzählung und Parabel – entlarvt in für Aymé charakteristisch-ambivalenter Weise Jargon und Pose der Kultur- und Politschickeria ebenso wie Schwäche und Willfährigkeit einer orientierungslosen Bourgeoisie ohne jedes Selbstbewußtsein. Sprachliche brillant und überaus amüsant, nimmt der vor 60 Jahren und nun erstmals in deutscher Sprache erschienene Text in erstaunlicher Weise die heutige Gegebenheiten vorweg.