Der Kupferstecher Karl Kolbe (1777–1842) und seine Rundkarten

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Autor Eckhard Jäger, Festeinband im Format 21 x 29,7 cm, 120 Seiten, 63 Abbildungen. Ein Berliner Künstlerleben im Biedermeier zwischen Goldmedaille und Pistolenkugel.

ÜBER DAS BUCH:
Der Landkartenstecher Karl Kolbe hat von der Goldmedaille bis zum Schuldturm, vom überschwänglichen Lob der Fachwelt bis zum Selbstmord auf offener Straße alle Höhen und Tiefen eines Künstlerlebens durchschritten. Sein Lebenswerk erfährt hier erstmals eine biographische und bibliographische Würdigung. Kolbes Rundkarten – als Informationsblätter um 1830 für ein reisefreudiges Publikum geschaffen – präsentieren sich als Kombination von Landkarte, Stadtgeschichte und Bevölkerungsstatistik. Es erschienen 18 Einzelblätter (jeweils mit Varianten) zu folgenden Städten: Berlin, Bremen, Breslau, Dresden, Erfurt, Hamburg, Hannover, Kassel, Köln, Leipzig, Liegnitz, Magdeburg, München, Neustrelitz, Schwerin, Stettin, Stralsund und Weimar. Zusätzlich werden auch die ähnlich gestalteten Rundkarten von Kolbes Zeitgenossen Nowack (Berlin, Königsberg/Pr., Magdeburg) vorgestellt. Die präzise gestochenen Karten vermitteln einen ersten Eindruck von der Lage der Stadt, ergänzt durch einen gestochenen Text zur Stadtgeschichte. Die Rundkarten von Kolbe und Nowack sind heute nur noch sehr selten zu finden.

Karl Kolbe wurde 1777 in Leipzig als Sohn eines Kupferdruckers geboren und starb 1842 in Berlin. Seine Ausbildung und erste Aufträge erhielt er im Geographischen Institut des Goethefreundes Justin Bertuch in Weimar. Kolbe war in der Folge als Landkartenstecher tätig für den Globenmacher Reichard, für General Le Coq, für den Astronomen Freiherr v. Zach und für den Verleger Justus Perthes, für die Preußische Akademie der Künste unter Gottfried Schadow, für den Verleger Simon Schropp sowie für den Kartographen Heinrich Berghaus. Kolbe erfuhr durch die Fachwelt große Anerkennung, erhielt vom König von Preußen die Goldene Verdienstmedaille, geriet aber zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten – vor allem dadurch, dass die neue Technik der Lithographie den herkömmlichen Landkartenkupferstich zu überflügeln drohte.

Eckhard Jäger konnte in verschiedenen Archiven zahlreiche persönliche Briefe und Berichte von und über Karl Kolbe ermitteln, die seinen Umgang mit Auftraggebern wiedergeben. Später verdeutlichen die Bittbriefe Kolbes an den preußischen Kultusminister und selbst an den König seine Notsituation, aber auch die erstaunlich schnellen, unkomplizierten Hilfeleistungen seitens der Behörden. Jäger beleuchtet ferner die ökonomischen Hintergründe in Kolbes Leben: Kupferstecherlöhne, persönliche Ausgaben, Arbeitsdauer und Beispiele für zeitgenössische Lebenshaltungskosten. Seine zunehmend in Not geratene Familie mit sieben Kindern und die eingetretenen Depressionen ließen ihn keinen Ausweg mehr sehen, er setzte seinem Leben in Berlin ein Ende. Dieses Künstlerleben zeigt anhand zeitgenössischer Dokumente ganz andere Facetten, als über die anscheinend beschauliche Biedermeierzeit oft berichtet werden.