Der lange Schlummer

von

Johann Gottfried Seume bricht im Dezember 1801 von Sachsen zu einer Fußreise nach Sizilien auf, die unter dem Titel »Spaziergang nach Syrakus« zu einem Reiseklassiker des 19. Jahrhunderts avanciert. Der Dramatiker und Essayist Jan Decker greift in seinem Debütroman »Der lange Schlummer« diesen wohl berühmtesten Spaziergang in der deutschen Literatur gekonnt auf und führt ihn nach dem literarischen Vorbild konsequent fort.

Der Spätaufklärer Seume findet sich nach einem über zweihundertjährigen Schlummer unversehens in der Gegenwart des Jahres 2017 an einer Autobahnraststätte im Thüringer Wald wieder, von wo aus ihn sein letzter Spaziergang durch die mitteldeutsche Provinz heim nach Grimma führen soll, dem Ausgangspunkt seiner historischen Fußreise. Auf dem Rückmarsch hat der Dichter nicht nur mit allerhand zeitlosen Unwägbarkeiten zu kämpfen, sondern er muss sich auch einer ihm gänzlich fremden Welt stellen, der er aber mit viel aufklärerischem Charme zu begegnen weiß. Auf dem Spaziergang mit dem in unsere Zeit gefallenen Seume erfahren wir so manche Kuriosität unserer eigenen Lebenswirklichkeit.

Mit seiner fulminant weitergesponnenen Erzählform des fiktiven Briefwechsels in der Tradition Seumes ist Jan Decker ein satirischer Perspektivenwechsel gelungen, der mit einem feinen Augenzwinkern auf unsere Zeit blickt. Ein Roman von großer unterhaltsamer Kraft.