Von wegen Liebe?
Es geht um Abhängigkeiten, Macht und Liebesohnmacht, wobei die Frauen jeweils die aktivere Rolle spielen. Ein bekannter Schriftsteller und ein profilierter Künstler präsentieren zwei Vereinigungsgeschichten über die Liebe, die erste älter, fast traditionell märchenhaft, die zweite ganz aktuell, berlinesk verrückt und so unwirklich wie die Realität unserer Gegenwart.
Lutz Rathenow versteht es, gleichermaßen kühl distanziert und empathisch anteilnehmend zu erzählen, was der in zahlreichen Kinderbüchern und Karikaturen brillierende Frank Ruprecht angemessen schräg und doch supergerade komisch bebildert. Er unterstreicht diese Komik, indem er raffiniert Elemente des Comics verwendet, ohne in dessen gelegentlich vorhandene Stupidität zu verfallen.
Dieses Werk erscheint kurz vor dem Jahr zwanzig der deutschen Neuvereinigung, und hat sehr viel sowie auch rein gar nichts mit ihr zu tun. Die eine Geschichte entstand bereits vor der historischen Zäsur, die andere jetzt. So werden auch Vergangenheit und Gegenwart zusammengeführt. Die zwei Geschichten begegnen sich auf verrückte Weise und fließen mitten im Buch ineinander. Die Texte verschmelzen mit den Illustrationen zu einem Film, dessen Ablaufgeschwindigkeit die Leser beim Blättern selbst bestimmen. Die Urheber vereinigen ihre Weltsichten in Wort und Bild zu einem schillernden Gesamtkunstwerk.
Ein freches und doch beinahe frommes Buch – jedenfalls eines für aufgeweckte Kinder vorgerückten Alters.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. September 2009 von edition buntehunde
- ISBN: 9783934941557
- 42 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur