Der Mensch zwischen Gut und Böse

Mit Texten von Martin Buber über das Böse nachsinnen

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Nicht nur Insider kennen Martin Bubers Erzählungen der Chassidim. Viele haben sie mit Freude und manche sogar laut gelesen. Auch seine Ausführungen über Chuang-tzu und Lao-tse haben Liebhaber gefunden. Ein treuer Kreis von Leserinnen und Lesern schätzt sein tiefgründiges Denken und seine Sprachgewalt. Sie alle werden mit Freude jede neue Veröffentlichung zu Buber in die Hand nehmen.
Cornelia Muth macht Bubers Gedanken auch Lesern zugänglich, die mit seinem religionsphilosophischem, doch zugleich überaus welt- und menschenzugewandten Denken noch nicht vertraut sind.
Cornelia Muth ist eine versierte Kennerin von Bubers Werk und hat bereits über seine Dialogphilosophie promoviert. Ihre Wertschätzung für seinen liebevollen Blick auf ‚Gott und die Welt‘ ist aus jeder Zeile dieses kleinen und doch sehr gewichtigen Bändchens zu spüren. Sie ordnet darin Aussagen aus seinem gesamten Werk nach neun klassischen geistig-seelischen Konflikten, die auch Menschen von heute aufwühlen und das Leben schwer machen: Zorn, Stolz, Täuschung, Neid, Habsucht, Frucht, Unersättlichkeit, Lust und Trägheit. Diese Einteilung stammt aus der Sufi-Tradition, aber alle Menschen kennen diese zentralen inneren Konflikte, aufwühlende Emotionen oder Einstellungen aus eigener Erfahrung. Muth interpretiert sie als Persönlichkeitsstrukturen, mit denen man konstruktiv umgehen kann. Dabei stützt sie sich auf die von Buber beschriebenen sechs Entwicklungsschritte der chassidischen Lehre.
Vielleicht macht die konkrete Fragestellung dieses Büchlein so lesbar – wie sich jedes philosophische Werk leichter erschließt, wenn wir es mit einer Frage im Herzen lesen. Die pädagogische Berufserfahrung Muths, die zurzeit an der Fachhochule Bielefeld im Bereich Sozialwesen lehrt, hat ihr dieses Herangehen wohl nahegelegt. Diesem kleinen und feinen Büchlein ist eine weite Verbreitung zu wünschen, denn es macht Appetit auf mehr Buber-Lektüre.
Sylvia Wetzel, Publizistin, Berlin