Der Metabolismus des gelobten Rechtsstaates

von

Als ich im Jahr 1991 als Vertriebener nach Deutschland kam, ließ ich politische Anfeindungen, Ungerechtigkeiten und Demütigungen, die ich in meiner Heimat erfahren musste, hinter mir. Hier in meiner „neuen Heimat“ würde es mir besser ergehen – so dachte ich…
Ich komme in einen Rechtsstaat, in dem die „Würde des Menschen“ als unantastbar gilt, wie es Artikel 1 des Grundgesetzes aussagt und in dem alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Damals war ich von diesen Vorstellungen überzeugt, geriet jedoch im Verlauf meines Lebens in diesem Staat in einigen Fällen in starke Zweifel und wurde dadurch auch sehr enttäuscht.
Die Erlebnisse, die diese Zweifel und Enttäuschungen verursachten, habe ich in vier Tatsachenberichten festgehalten, die in diesem Band zusammengestellt wurden.
Einmal handelt es sich um die schrecklichen Erlebnisse bei der Geburt meines Sohnes. Mein inzwischen 4-jähriger Sohn leidet noch heute unter den Nachwirkungen der Fehler, die in der Klinik gemacht wurden, die jedoch keiner der Beteiligten je zugeben würde.
Erschreckend war für mich auch, welchem Stress Kinder in diesem Land ausgesetzt werden, bevor sie Schule und Unterricht kennenlernen konnten. Bei Kindern, die sehr wohl mit der deutschen Sprache vertraut sind, wird der sog. „Sprachstand“ überprüft. Die noch nicht
schulpflichtigen Kinder werden somit einer Prüfungssituation ausgesetzt, der sie möglicherweise psychisch überhaupt nicht gewachsen sind.
In dem 3. Teil des Buches geht es darum, aufzuzeigen, wie schwer bzw. unmöglich es sein kann, berechtigte Forderungen vor einem deutschen Gericht einzuklagen. Ich habe den ganzen Prozessverlauf mit den erforderlichen Hintergrundinformationen zusammengestellt,
so dass der Leser einen umfassenden Eindruck gewinnen kann.
Im Mittelpunkt der Geschichte „Liebe – gründet, bildet aus, euch – primäre Emigrant“ stehen die Sorgen und Nöte einer Vertriebenenfamilie, die in Deutschland erleben muss wie sie durch bürokratische Maßnahmen – von denjenigen imponiert, die in ihrem Herzen ein deutschsein für sich reklamieren und die anderen abschotten wollen -, schikaniert wird.
Bei genauer Betrachtung muss man leider feststellen, dass nicht die „Stärke des Rechtes“, sondern das „Recht des Stärkeren“ siegt, und es wird sicher auch verständlich, warum ich meine Überzeugung, hier in einem Staat zu leben, in dem das Recht jedes Menschen Berücksichtigung findet, zumindest teilweise revidieren musste.
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