Mir hat an den Ramones neben der einfachen Struktur ihrer Lieder immer auch gerade ihre unkünstlerische, begriffsstutzige, äußerst unbelesen wirkende, steife, nicht auf Gut aussehen angelegte Art imponiert. Wenn man die Ramones zum ersten Mal sieht, dann denkt man: Was ist denn das für eine hässliche Band mit ihrem 2-Meter-großen-schlaksigen-die-Hand-am-Mikrofon-festgetackerten-Sonnenbrillen-und-Turnschuhe-Größe49-tragenden-Sänger und was sind das für bescheuerte Prinz-Eisenherz-Frisuren, die die beiden Links- und Rechtsaußen tragen?? Sowieso wirkten die Ramones auf mich immer äußerst weltfremd, autistisch, sprachgestört. Wenn man an New York und Punkrock denkt, fallen einem immer auch Literaten und Künstler ein (Talking Heads, Richard Hell, Borroughs,Warhol, Velvet Underground, Patti Smith.). Wenn man an die Ramones denkt, seltsamerweise nicht, obwohl die Band aus dem nahezu gleichen Umfeld stammt (CBGBs).
Die eigentliche Kunst der Ramones war und ist, dass sie es über 20 Jahre hin geschafft haben, sich die Jungfräulichkeit ihrer Musik, die maximal 3 Akkorde, ihre atemberaubende musiktechnische Inkompetenz, die Street Credibility und die Sympathie ihrer Fans zu bewahren. Ich kenne jedenfalls keinen EHEMALIGEN Ramonesfan. Die Ramones mag man, oder halt nicht. Hier gibt es keine Lagerwechsel. Bei den Ramones gab es offensichtlich im Proberaum nie Diskussionen darüber, ob man sich jetzt musikalisch weiterentwickeln sollte oder nicht. Die Vorgabe war klar. Und es gab offensichtlich 20 Jahre lang keine Gegenstimmen. Und es gab auch nie Gitarrenunterricht.
- Veröffentlicht am Sonntag 25. Dezember 2011 von epubli
- ISBN: 9783844215915
- 208 Seiten
- Genre: Belletristik, Romanhafte Biografien