W., der Held der Geschichte, ist ein Getriebener. Seine Verfallenheit gilt dem Schreiben.
Es sind, obwohl in Konflikt mit seinem Beziehungsstatus, Verführungsbriefe – geistreich und humorvoll, zärtlich und pornografisch – die er in verschwenderischem Zwang gleichsam aus sich herausschleudert, beinah wahllos gerichtet an empfängliche Frauen, die er auf Partnerplattformen und sozialen Medien akquiriert. So schön die Briefe sind und meist auch verfangen, erzählen sie doch letztlich von nichts anderem als dem Scheitern der Sprache. Irgendwo lässt der Autor W. sagen: «Der Kampf gegen das Problem ist ein Vorgang innerhalb des Problems, die Lösung indes liegt ausserhalb.»
Das Innerhalb ist in diesem Falle die Sprache, aus der es sprechenderweise kein Entrinnen gibt. Da hilft es nichts, wenn W. schliesslich in einer Art Metabrief an die eine Auserwählte einen Ausweg gefunden zu haben glaubt. Genau so wenig, wie es dem Autor hilft, das Buch geschrieben zu haben. Die Sehnsucht bleibt, Gefühle zu offenbaren, ohne dass die Sprache sie sogleich korrumpiert.
Ein Buch, gerade ebenso schön geschrieben und verführerisch, wie die Briefe seines Helden.
- Veröffentlicht am Mittwoch 27. September 2017 von Arisverlag
- ISBN: 9783952465431
- 350 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur