Der Schultenhof über der Horst in Welper

Ein Bauerngut in der Grafschaft Mark

von

In einer mit grauen Industriebrachen und grünen Gärten überzogenen postindustriellen Landschaft südlich der unteren Ruhr fragen Zeitgenossen nach der Vergangenheit dieses Hügellandes. Hier, in der Grafschaft Mark, lagen Bauerngüter in riesigen Wäldern wie kleine Inseln im riesigen Meer. Der Wald, genossenschaftlich verwaltet, bot fast alles zum Lebensunterhalt der Bewohner. Der Schulte über der Horst in der Bauernschaft Welper, bei Hattingen gelegen, zahlte seine Abgaben zunächst dem Grafen von der Mark, später dem Preußischen König als Landesherrn. Das strukturarme Land mit Böden mittlerer Bonität war arm, die gräfliche Kasse leer, der marodierenden Kriegsheere viele. Die Preußen ordneten die Verwaltung, der Ertrag blieb mäßig, die Abgaben hoch. Um das Gut, von Urvätern überkommen, für die eigene Familie zu halten, gelang es einem Bruder des von Haus und Hof vertriebenen Schulten Ueberhorst, es zu pachten und jenes Wohnhaus zu bauen, an das sich ältere Einheimische noch erinnern. Bedingt durch Übergang von Pachthöfen ins Eigentum bisheriger Pächter durch Napoléonisches Dekret wurden die Schulten Ueberhorst Eigentümer, konnten eigene Entscheidungen im Landbau treffen, auch Kredite für Investitionen zur Steigerung des Profits aufnehmen. Somit wurden sie Unternehmer. Sie öffneten sich den geänderten Lebensbedingungen mit Erfolg, waren dabei bemüht, das Gut einem unter ihren vielen Kindern zu übereignen, den übrigen aber beim Aufbau selbständiger Existenzen zu helfen. Die Schulten Ueberhorst waren offen für das Ansinnen, Beschäftigten der Henrichshütte durch Verkauf ihrer Ländereien zu Eigenheimen zu verhelfen. Ihre Absicht, an anderer Stelle ein Gut zu erwerben, wurde durch die Geldwirtschaft des Ersten Weltkriegs und die Inflation verhindert. Eine landwirtschaftliche Nutzung von Resten war dann nicht mehr zu bewerkstelligen. Die Zeiten hatten sich wieder einmal geändert. Die Urzeiten ins Gedächtnis ruft der Hochwald an den Steilhängen des südlichen Ufers der Ruhr, an die vor einem halben Jahrhundert abgebrochene Hofstelle die Straße „Über der Horst“.