Alle Internierten sprachen nicht gerne über die Zeit ihrer Inhaftierung. Deshalb ist es ein guter Zufall, die schriftlichen Zeugnisse einiger Inhaftierter einsehen zu können. Der ‚Eisenbahner‘, der ‚Gelehrte‘ und der ‚Amtsbürgermeister‘ haben unterschiedlich viel geschrieben. Besonders ‚ertragreich‘ sind die Dokumente des Gelehrten und des Amtsbürgermeisters. Zunächst sind von allen die offiziellen Schreiben vorhanden. Also von der Inhaftierung bis zur Entlassung, ferner die ausgefüllten Fragebögen, persönliche Notizen und Briefe. Die Briefe des Amtsbürgermeisters füllen drei dicke Ordner. Ergreifend die Gedichte von C. F. Rudloff. Wir erfahren viel über die Zustände in den Haftanstalten: Nagelsgassenbunker, Idar-Oberstein, Diez und Siershahn. Wir werden auch mit den Folgen für die Familien konfrontiert. So viel Material ist selten zu finden. Ihr Wert ist schwer abzuschätzen. Wichtig ist, dass hier Betroffene schreiben, nicht aus dritter Hand spekuliert wird. ‚Der Stuhl‘ soll ein Stück Vergangenheitsbewältigung leisten, einer Zeit, die sonst etwas zu kurz kommt.
- Veröffentlicht am Montag 1. Oktober 2012 von Rhein-Mosel-Vlg
- ISBN: 9783898010597
- 112 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945