Kein anderes europäisches Volk grübelt so ausdauernd über seine Identität wie die Deutschen. Auf die Frage, was deutsch sei, zählen sie am liebsten ihre Mängel auf: den Mangel an Weltläufigkeit und Esprit etwa, den schon Herder, Fichte und Jean Paul als typisch deutsche Einfalt feierten. Frank Böckelmanns Essays spüren dieser deutschen Einfalt nach, der Sehnsucht nach den Ahnen etwa und dem Wald, aber sie suchen auch nach den Verbindungslinien, die von solcher Einfalt zum nationalsozialistischen Antisemitismus führen. Seit langem ist es nicht mehr möglich, unbedarft über das Deutsche zu sprechen, aber allein die aktuelle politische Diskussion beweist, wie nötig eine Auseinandersetzung mit dieser Frage wäre. Böckelmanns Betrachtungen machen deutlich, daß die Zeiten der Einfalt definitiv zu Ende gegangen sind.
- Veröffentlicht am Montag 2. August 1999 von Hanser, Carl
- ISBN: 9783446197572
- 264 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik