DEUTSCHE VERNUNFT – ANGELSÄCHSISCHER VERSTAND

Intime Beziehungen zwischen Geistes- und Politikgeschichte

von

Nach einem Vierteljahrhundert deutscher Einheit ist es an der Zeit einmal zu diskutieren, was uns Deutsche eigentlich ideell verbindet, was wir gemeinsam anstreben, m.a.W. worin unsere Identität besteht. Dabei geht es nicht um Abgrenzung gegenüber anderen Nationen, sondern um den besonderen Beitrag, den wir für die Zukunft der gefährdeten Menschheit leisten können.

Nun brauchen wir, wenn uns diese Frage gestellt wird, gottseidank gar nicht zu spekulieren, sondern können an gegebene Tatsachen anknüpfen. Denn wie sich beim G-7-Treffen in Elmau wieder gezeigt hat, ist die Bundesrepublik faktisch in der Umweltpolitik der Vorreiter unter den großen Industrienationen. Der Ausstieg aus der Kernenergie ist beschlossene Sache und das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist bisher so erfolgreich gewesen, dass über 65 Länder in und außerhalb Europas es nachgeahmt haben.

Allerdings ist die Frage bisher unbeantwortet, welche historischen Gründe es denn für diese deutsche Sonderrolle gibt. Zwar ist bekannt, dass der Schlüsselbegriff „Nachhaltigkeit“ aus der deutschen Forstwirtschaft des 17. Jahrhunderts stammt oder dass die Deutschen stark durch die Romantik geprägt sind. Das vorliegende Buch möchte jedoch eine umfassendere und tiefere Antwort geben, indem es zeigt, dass sich die deutsche konfessionelle und philosophische Tradition im Naturverständnis deutlich von der angelsächsischen unterscheidet. Von der Reformation bis hin zur Relativitäts- und zur Quantentheorie hat sie überwiegend einen ökologischen Sinn.

Dr. Edelbert Richter, geb. 1943, wohnhaft in Weimar, vor der Wende Dozent an der Predigerschule in Erfurt. 1977 bis 1989 Engagement in regimekritischen Gruppen und in der Friedens- und Ökologiebewegung, August 1989 Mitbegründer des „Demokratischen Aufbruch“, Januar 1990 Übertritt in die SPD, Mitglied der letzten Volkskammer der DDR, 1991 bis 1994 Abgeordneter im Europäischen Parlament, 1994 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1991 bis 2005 Mitglied der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD, Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, seit 2004 Lehrbeauftragter für Philosophie. Zahlreiche Veröffentlichungen.