deutscher lyrik verlag

Lyrik und Prosa

von

Sitzt du allein
im goldnen Abendsonnenschein,
überkommt dich manchmal
Trauer und Qual
über Menschen, die du nicht kennst,
die traurig du wähnst.
Nicht glücklich, wer die Trauer nicht kennt,
allein seinem Wohle nachrennt.
Ergeben dem Schmerz in der Sonne,
in der Seele brennenden Wonne, so liegst du
alleine.
Das Gras säuselt: »Weine!«
Schmerz bohrt in dir, bereitet dir Lust.
Sooft bist du Mensch, sooft du so tust:
Trauern, Lieben, Empfinden, Träumen,
Entfliehen den menschlichen eiligen Räumen,
allein
im goldnen Abendsonnenschein.
So findest du Kraft zu Liebe und Leben,
zu Tod und Geburt
im Abendsonnenschein.
In der Seele
allein
melancholische Wehen.