Dialog mit Nachhaltigkeit

Leibniz im Gespräch mit Frauen

von

Leibniz im Gespräch mit Fürstinnen – da denkt man an Spaziergänge in den Herrenhäuser Gärten, da denkt man an philosophische Dispute am Hof der preußischen Königin, da denkt man an Leibniz‘ Bekenntnis seiner höchsten Wertschätzung dreier Fürstinnen, der Kurfürstin Sophie, der Königin Sophie Charlotte und der Kurprinzessin Caroline, oder an sein ergreifendes Gedicht auf den Tod der Königin; da denkt man daran, dass es vor allem die weiblichen Mitglieder der Höfe waren, zu denen er direkten Zugang hatte, die ihre Hand über ihn hielten, als Vermittlerinnen wirkten: die Dialoge mit den Fürstinnen sind Teil des etablierten Leibniz-Bildes. Gespräche sind freilich flüchtiger Natur; dass wir davon wissen, verdanken wir ihrer Fortsetzung in einem anderen Medium: dem Brief. Auch etliche seiner Schriften basieren auf Gesprächen mit den fürstlichen Damen und wurden auf ihre Anregung hin verfasst: so erhielten manche Gesprächsinhalte bleibende Form. In einer Epoche, in der weibliche Beschäftigung mit gelehrten Themen Akzeptanz findet vor allem als ‚Damenphilosophie‘, kommt den Fürstinnen im Dialog mit Leibniz die Rolle der ›Geburtshelferin‹ für manches seiner Werke zu.
Nora Gädeke studierte Geschichte, Mathematik, Klassische Archaeologie, Mittellateinische Philologie und Philosophie in Freiburg i. Br., an der FU Berlin und in Bonn. 1981 promovierte sie in mittelalterlicher Geschichte. 1979-1983 war sie Wissenschaftliche Angestellte am Historischen Seminar der Universität Freiburg, 1984-1988 ebendort in einem DFG-Projekt zur mittelalterlichen Personenforschung. Seit 1988 ist sie Mitarbeiterin an der historisch-kritischen Leibniz-Edition (Akademie-Ausgabe) bei der Leibniz-Forschungsstelle Hannover der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Leibniz-Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover). Außerdem war sie an den Historischen Seminaren der Universitäten Freiburg und Hannover in der Lehre tätig.