Dicker Läufer

von

Der große Krieg war vorüber. Ein am Boden liegendes Land steht wieder auf. Harter Kampf um das tägliche Brot. Es ist nie genug. Es ist auch nie genug für Johann, der immer Hunger hat, nie satt wird. Sein Körperumfang wächst und seine Welt ist voll. An die Rathauswand kicken, mit anderen Jungs dem Ball hinterher jagen, ist pures Glück. Die Zeit vergeht. Er verliebt sich, die Schule wird vernachlässigt. Die erste große Liebe endet, bevor die erste Zärtlichkeit ausgetauscht ist. „Du bist nett, aber viel zu fett.“ Säbelstreiche in die Seele. Ende ohne Anfang. Er beginnt zu laufen, durchläuft seine Heimat, reduziert sein Gewicht. Die Zeit vergeht. Er wird zum Bürgermeister gewählt. Auch danach ist er in seiner „Lauf – Welt“ immer wieder unterwegs, lässt sich fallen, badet im Glück. An düsteren Tagen fällt das Laufen schwer. Er wird getrieben von der Zeit, gequält von Disziplin, geknechtet von Zunahmephobien, ist besetzt von Trübseligkeit. Zwischen Wäldern und Wiesen, blühenden Obstbäumen lässt er die dunkle Welt aus dem Käfig. Laufen wird zur Therapie, zur Kraftquelle, führt zu realen und fiktiven Begegnungen, zu Reflektionen und Auseinandersetzungen mit Erlebtem. Bewegung und Begegnung. Laufen ist Lebensbewältigung. Laufen macht frei.