Die Akte des Vogelsangs.

Gedichte

von

Ezra Pound nannte das „Image“ etwas, das „einen intellektuellen und emotionalen Komplex innerhalb eines Augenblicks darstellt.“ Ronald Pohls Lyrik ist auch das: Umschlagplatz für das noch zu Sammelnde, ein Erlebnisort für das vordem Nicht-Gewusste, für das anderweitig Gedachte, für das Unerhört-Gebliebene. Das längere Gedicht verdankt seine Impulse und Antriebe einer Hellhörigkeit, die Eingebungen aufnimmt, um sie in den Strophenbau erzählerisch einzugliedern.
Nach langjährigen Versuchen mit experimentell ausgerichteter Lyrik im Banne phonemischer Mehrwertigkeit zielen Ronald Pohls neue Gedichte auf die Verzeichnung individueller Erlebnisform. Tastende Wahrnehmungen führen zu rhizomatischen Geflechten voller Anspielungen. Lichtblitze der Erinnerung erhellen Wohlstandszonen der „Baby-Boomer“ im noch nachkriegsgrauen Wien. Jazzer wie Charles Parker und Miles Davis kommen zu Wort, die mysteriösen Klangzonen Morton Feldmans werden aufgesucht, der Abbruchlandschaft T.S. Eliots wird Reverenz erwiesen.
Der Spiel- und Verzeichnungstrieb dieser Lyrik gehorcht dem Ethos der Improvisation. Unterschiedliche Praktiken formal avancierter Poesie gehen miteinander neue, gelockerte Beziehungen ein: radikal-subjektive Wort- Klang-Bilder konterkarieren zeitgenössische, standardisierte Lebenswelten. Ronald Pohls neue Gedichte ergötzen durch den Schwung ihrer poetisch-poetologischen Ungeläufigkeit.