Die Akzente der Bitternis

von

Zwei miteinander verknüpfte Frauenschicksale sind es, die die Autorin mit Authentizität, subtiler Spannung und atmosphärischer Dichte beschreibt; und zwar aus der Sicht der Tochter und Enkeltochter.
Mit großem Einfühlungsvermögen und emotionaler Intensität gibt sie dem Leser das dramatische Leben ihrer Großmutter preis, das in deren Ehe dominiert wird von Demütigungen, Gewalt und großen finanziellen Sorgen in dem abgelegenen Bahnwärterhaus; und auch später wird ihr Lebensweg von weiteren gravierenden Entbehrungen bestimmt werden. Aber dennoch erkämpft sie sich mit ihrer charakterlichen Stärke ihre Würde und auch ihre Treue zu sich selbst zurück. –
Ihre Tochter Camilla allerdings, die von ihrer schwierigen und angsterfüllten Kindheit lebenslang geprägt ist, fehlt die psychische Stabilität und lebensbejahrende Attitüde ihrer Mutter, sodass sie an ihrem Schicksal, das immer wieder von der inneren, zermürbenden Einsamkeit beherrscht wird, fast zerbricht. So verbleibt bis ans Lebensende in ihr ein Rest von Bitternis.-

Das Buch „Die Akzente der Bitternis“ berührt nachhaltig und überzeugt durch seine Ehrlichkeit und emotionale Tiefe; zwei Faktoren also, mit denen der Leser sich zu identifizieren vermag.

Reinhild Schultes, geboren 1943 in Dresden, verbrachte ihre Kindheit und Schulzeit auf dem Lande und zog 1957 mit den Eltern nach Dresden. 1984 erfolgte dann ihre Übersiedlung in das Bundesland Baden-Württemberg, wo sie bis zum Jahre 2000 in einem großen Stuttgarter Konzern im Marketing tätig war; danach Rückkehr in die Heimat. Jetzt wohnt sie, zusammen mit ihrem Mann, am Rande von Dresden. Sie ist Mutter einer Tochter und Großmutter zweier Enkeltöchter. Von ihr ist bereits eine Autobiografie mit dem Titel „Das alte, einsame Bahnwärterhaus“ bei edition winterwork erschienen.