Im Frühjahr 2003 besetzten amerikanische Truppen den Irak. Saddam Hussein, so hieß es damals, würde Massenvernichtungswaffen horten, zudem habe die Qaida sich eingenistet im Zweistromland. Bald zeichnete sich ein gigantisches Debakel ab. Massenvernichtungsmittel wurden keine gefunden und die Qaida konnte sich im ausbrechenden Chaos erst recht etablieren. Der Irak versank in einem blutigen Bürgerkrieg. Die amerikanischen Soldaten, die als Befreier gekommen waren, wurden zu einer Truppe gewalttätiger und verrohter Besatzer.
In diesem Roman beschreibt Inaam Katschatschi mit trockener Präzision, was schiefgelaufen ist. Hauptfigur ist Saina, die 1989 als 13-Jährige mit ihren christlich-assyrischen Eltern in die USA geflüchtet war. Nach dem 11. September meldet sich die junge Frau mit frischem amerikanischen Pass zum Einsatz im Irak. Als Übersetzerin für die amerikanische Armee kehrt sie in ihre Heimat zurück mit noblen, wenngleich auch naiven Vorstellungen. Die Desillusion ist programmiert. „Jede Rückkehr ist willkommen, nur diese nicht“, stellt sie bitter fest. Bei ihrer geliebten Großmutter findet sie kein Verständnis, diese will nichts wissen von den wilden Horden, die über ihr Land gezogen sind. Saina ist zerrissen zwischen zwei sich wesensfremden Kulturen. Selbst als Übersetzerin stößt sie an die Grenzen ihrer Sprache.
Insofern ist dieser Roman zeitlos und zugleich hochaktuell, angesichts der Millionen von Menschen, die vom Krieg in die Flucht getrieben werden.
- Veröffentlicht am Mittwoch 18. Dezember 2024 von Kolchis
- ISBN: 9783952480007
- 190 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur