Die Andere Bibliothek

Ein Poesiatlas, aus aller Welt gesammelt von Wilfried Ihrig und Ulrich Janetzki

Es ist der Ertrag einer jahrelangen Suche in den Antiquariaten, Bibliotheken und Privatsammlungen Europas, das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Forschung an den Quellen, die Funde seltener Bücher: Die Poesie der Lovara, Kalderasch, Gitanos, Sinti, Gypsies, Travellers, Sundowner, Roma oder Jenische – aus über 20 Sprachen von drei Kontinenten übersetzt ins Deutsche. Nie zuvor wurde die Vielfalt einer schwer zu fassenden Literatur so umfassend dargestellt.
Die Anthologie nimmt nicht nur jene lyrischen Selbstzeugnisse auf, die in einer der Varianten von Romanes oder Romani verfasst worden sind – gleichwertig unter ihnen nehmen Gedichte Platz, die aus dem Ungarischen, Serbischen, Französischen, Polnischen oder Englischen übertragen wurden.
Fern von jeder Reisewagen-Folklore und „Zigeuner“-Romantik, aber auch ohne den Versuch, eine Leidensgeschichte zu schreiben, kommen hier die Stimmen unterschiedlichster Poeten zu Wort, die vor allem die Zugehörigkeit zu der größten europäischen Minderheit teilen. Ihre Gedichte erzählen Geschichten von Vertreibung, Ankommen und Melancholie, Sehnsucht und Heimweh, sie erzählen – häufig voller Komik – über die Unwegsamkeiten des Alltags, von den Labyrinthen der Bürokratie, von Ablehnung, Angst und Hass, es sind Verse über die Natur, über Pferde, Sterne und natürlich die Liebe.
Unter den über 100 Autoren sind Namen wie Marianne Rosenberg, Paul Wuerdig (Sido), Papusha, Dotschy Reinhardt, Alexandre Romanes und Santino Spinelli.