Die Andere Bibliothek

Roman

von

Der verlorene Morgen umfasst die Zeiten, seine Handlung deckt das gesamte „kurze“ 20. Jahrhundert ab. Multiperspektivisch erzählt er die Leben von elf Protagonisten, deren einzelne Stimmen polyphon durch die Jahrzehnte tragen. Es entsteht eine panoramatische Geschichte eines ganzen Landes, gespiegelt in den Erlebnissen von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten: da ist die Proletarierin Vica, die, obwohl ihre Familie durch den Kommunismus gewonnen hat, besseren Zeiten nachtrauert; es spricht die Professorentochter Ivona Scarlat, die als Angehörige der Bourgeoisie nur noch den Schatten des früheren Wohlstand ihrer Familie kennt. Der Roman zieht auch sprachliche alle Register: Von der Gossensprache über die Rhetorik der Staatspropaganda bis zu den Resten einer vergangenen Bildungsbürgerlichkeit, von Bewusstseinsströmen bis zu brillanten Dialogen erscheint die gesamte Kunst des europäischen Erzählens des 20. Jahrhunderts – im womöglich aufschlussreichsten Buch über die jüngste Vergangenheit Rumäniens.
Der verlorene Morgen ist ein Roman der Frauen und ein Roman des Alterns, in dem das Glück der Vergangenheit von Anfang an unter dem Unstern des persönlichen Scheiterns und der kollektiven Katastrophe des Krieges steht und daher an keinem Punkt ins Sentimentale oder Nostalgische abgleitet; vor allem aber ein Roman, der vom Leben und seinem Vergehen handelt, womit das Kaleidoskop seiner unvergesslichen Figuren, Stimmen und Geschichten eine den Leser mitreißende Melancholie erzeugt.