Die Bergwanderung

Und andere Grausamkeiten

von

Sonntags hasste Rita Guido. Jeden Sonntagmorgen wanderte sie hinter ihm bergan, den Blick auf seine Wandersocken geheftet, Stunde um Stunde, mit Sonnenbrand auf der Nase und Mord im Herzen. Mit jedem Höhenmeter wuchs ihre Wut. Keiner der entgegenkommenden Wanderer konnte ahnen, was hinter der schweissnassen Stirn der kleinen Frau, die so freundlich grüsste, vorging: Da wurde ihr Ehemann (ja, der langbeinig-drahtige Herr, dem man fünf Minunten vorher begegnet war) aufs gräulichste gemeuchelt. Rita liess ihn endlose Geröllhalden hinunterkollern, hiess den Blitz ihn erschlagen, vergiftete ihn mit Metatabletten und sah voll stiller Freude zu, wie er im Schneesturm erfror. Und seinen jämmerlichen Kadaver spiesste sie zu guter Letzt noch aufs Gipfelkreuz, und die Dohlen hackten ihm die Augen aus. Jawohl.