Die Blauen Bücher

Geschichte und Kunst

von

Die geschichtsträchtige „Gemüse-Insel“ ist international vor allem wegen ihrer Buch- und Wand-Malerei aus karolingischer und ottonischer Zeit berühmt. In die Geschichte trat die Insel mit der Gründung der Abtei, der Überlieferung nach im Jahre 724. Vom 9. bis zum frühen 11. Jahrhundert dauerte die längste ihrer verschiedenen Blütezeiten.
Der Autor, der viele Jahre auf der Insel im Auftrag des Landesdenkmalamts tätig war, schildert die Geschichte der Abtei, in der so bedeutende Mönche lebten und arbeiteten wie der Wissenschaftler Hermann der Lahme oder der Dichter Walahfrid Strabo. Erdmann beschreibt die Leistungen der vielseitigen Mönche auf den verschiedensten Gebieten, so in Gartenbau, Politik, Musik, Sprachwissen- schaft, Theologie, Naturwissenschaften und natürlich vor allem in Architektur und Kunst. Ein Blick auf die Geschichte von Pfalz und Flecken Reichenau fehlt nicht.
Der Beschreibung der Bau- und Ausstattungsgeschichte der drei Kirchen widmet er breiten Raum, bevor er zu seinem wichtigsten Thema kommt, der Geschichte der ‚Reichenauer Bildkünste‘: Buch- und Wandmalerei, Elfenbein- und Goldschmiede-Kunst, Skulptur. Geschickt stellt er deren Charakteristika in ausführlichen Erläuterungen exemplarischer Bilder dar, die er auf je einer Doppelseite gegenüberstellt. Basis der Mönche war – entgegen weitverbreiter Meinung – weniger die byzantinische Kunst als ein oberitalienisches Evangelistar des 6. Jahrhunderts.
Bei all seinem wissenschaftlichen Ernst und Gewicht ist das großzügig, zumeist farbig illustrierte Buch doch auch für Laien leicht lesbar. Lediglich ausführliche Literaturhinweise bezeugen seinen zweiten Charakter als Beitrag zur laufenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Reichenau.
Wolfgang Erdmann starb, erst 57-jährig, am 15.1.2003. Die vorliegende 11. Auflage seines Reichenau-Buches wurde von Dr. Bernd Konrad, Radolfzell, durchgesehen und um ein Kapitel zum spätgotischen Chor des Mittelzeller Münsters erweitert.
11., von Bernd Konrad durchgesehene und um ein Kapitel zum spätgotischen Chor erweiterte Auflage 2004.