Die Brüder

Roman

von

Es beginnt mit einer Familienfeier 1976 im niedersächsischen Goslar, wo sich der weitverzweigte Stamm der Ristenparts trifft: die ganz alten Herren von achtzig Jahren, die jüngeren und jüngsten Generationen. Die Eintracht des traditionellen Festes wird gestört durch die Ankunft eines Familienmitgliedes aus der DDR. Nach über dreißig Jahren stehen sich die Brüder Julius und Johannes wieder gegenüber, geboren vor der Jahrhundertwende, erzogen zu pflichttreuen Offizieren, die den ersten Weltkrieg überlebt haben und die Weimarer Republik nur als notwendiges Übel betrachteten. Als Soldaten fühlten sie sich dem Eid auf den „Führer“ Adolf Hitler verpflichtet, bis Johannes, inzwischen Panzergeneral, in der Schlacht um Stalingrad erkennt, wie Gehorsam und Treue missbraucht werden, während sein Bruder Julius, Generalstabsoberst an der Westfront, bis zuletzt durchhält. Dieter Lattmanns Roman ist ein bedeutender Versuch, deutsche Geschichte anhand authentisch belegbarer Schicksale erlebbar nachzuvollziehen, ein Versuch, die Entstehung und Existenz zweier deutscher Staaten als notwendiges Ergebnis einer historisch begründeten Entwicklung zu beschreiben. Mit erstaunlicher Objektivität wird die Geschichte einer bürgerlichen Familie dieses Jahrhunderts geschildert, mit ihrer Verstrickung in eine unheilvolle Politik des deutschen Weltmachtstrebens. Die Gegensätze, aber auch die Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens nach dem Zusammenbruch der faschistischen Diktatur bestimmen den eingetretenen Riss in der Familie, in der sich nun die jüngere Generation kritisch zu Wort meldet.