Die Chance, ungebrochen davonzukommen

Lebensbilder

von

Marianne F. Schulz

Die Chance, ungebrochen davonzukommen

In diesem Buch sind 11 Geschichten vereint, die die Autorin „Lebensbilder“ nennt. Sie bieten Einblicke in Leben, deren Krux das Jahr 1989 und seine Folgen sind. So unterschiedlich die Wirkung des Gesellschaftswechsels im Osten Deutschlands auf die Protagonisten ist, so verschieden nehmen sie sie an, die Probleme aber bieten Berührungen. Die realen Landschaften zwischen der Insel Rügen und Thüringen bilden den Hintergrund, vor dem die handelnden Personen lieben, leben und leiden, an Erfahrungen wachsen oder zerbrechen.
Der beteiligte Blick des jeweiligen Erzählers auf Personen und Situationen erlaubt dem Leser Nähe und gestattet Einblicke in das Selbstverständnis der Bürger dieses untergegangenen Landes, seien es Arzt, Ingenieur, Architekt, Lehrer, Kindergärtnerin, Außenhandelskaufmann, Bankangestellte, Buchhalterin, Hebamme, Pfarrer, Fischer, Arbeiter oder Studenten.
Veränderungen, die die Autorin an ihr bekannten Orten wahrnahm, weckten die Frage, wie es zu diesen Auf-, Aus – oder Einbrüchen kommen konnte. In den Jahren 2008 bis 2011 folgte sie dieser Fragestellung, das Resultat – ihre Wahrheit – liegt hier vor. Die historische Entwicklung ist bis auf das Jahr 1989, das direkt Einfluss auf die Biographien nimmt, immer der Hintergrund, vor dem sich sehr private Schicksale abspielen.

Aus Leserbriefen:

Günther Drommer:

„[…] Ich habe es [Ihr Buch] mit großem Interesse und innerem Engagement gelesen. Was für freundlich-aktive Lebensentwürfe und welche traurigen Brüche. […]
Aber um auf Ihr Buch zurückzukommen: es legt Zeugnis ab von einer Zeit, die so wie sie war, vergessen sein soll. Und wenn nur ein einziges Exemplar auch Ihres Buches übrig bleibt: Spätere werden sich interessieren, und sie werden merken, wie sie belogen und betrogen worden sind in ihrem kleinen, vergänglichen Wohlstand der glorreichen Nachwendezeit. Das ist gar nicht zu überschätzen. […]“

Ursula und Peter Werner

„[…] Der Titel des uches macht neugierig und weckt Interesse. Damit ist auch gleich das Thema abgesteckt. Ohne falsche Nostalgie erzählen Sie von dreißig Jahren DDR-Geschichte. So war es eben!
Und dann die Wende, die großen Hoffnungen, die Wünsche und die tragischen Umbrüche, mit denen die Wenigsten gerechnet haben. […] Jeder, der in der DDR gelebt hat, hat diese Umbrüche erfahren müssen. Mehr oder weniger tragisch, aber er kann sich mit Ihren Protagonisten identifizieren, versteht die Verhältnisse, die besonderen Umstände und Situationen, in die die betroffenen Personen oft unverschuldet hineingeraten sind. […]
All denen, die diese Chance nicht gehabt haben, „ungebrochen davonzukommen“, haben Sie ein Denkmal gesetzt und das ehrt Sie ungemein.
Ihr Buch ist so wichtig, damit auch die Schattenseiten der Wende nicht vergessen werden. Die vielen Schicksale brauchen eine Stimme, denn die Schattenseiten wirken tragisch weiter – arbeitslos, Hartz IV, niedrige Renten, Altersarmut. […]
Das Buch ruft Werte in Erinnerung, die teilweise in unserer Gegenwart „unterzugehen“ drohen. Da nehme ich uns nicht aus. […] Mich haben Ihre Lebensbilder sehr nachdenklich gestimmt, und wenn das jedem Ihrer Leser passiert, haben Sie mit Ihrem Buch schon sehr viel erreicht.
Dass Sie brillant formulieren können, das haben wir Ihnen schon mitgeteilt. Wunderschön beschrieben ist u.a. Ihr „Spaziergang“ auf Seite 130. Schritt für Schritt kann Ihnen der Leser folgen, nicht nur der Ortskundige. Gefühle und Emotionen können Sie überzeugend formulieren, ohne belehrend zu wirken. Der Leser kann sich selber einbringen. Sie lassen ihm diesen Raum. […]
Die Lebensbilder in Ihrem Buch erfahren eine literarische Qualitätssteigerung. Die Erzählung „Dörte“ wird geradlinig von Ihnen erzählt. Bei dieser Erzählweise besteht die Gefahr, dass die Spannung verloren geht. Viel überzeugender ist das Lebensbild „Effi von heute“ mit den Nebenhandlungen und Reflexionen und der dadurch entstehenden Spannung. Sie ist nach meiner Auffassung das beste literarische Lebensbild in Ihrem Buch und von höherer literarischer Qualität. Es erinnert mich an die Erzählweise von Anna Seghers, wo sich auch erst am Schluss der literarische Bogen schließt und der Sinn der Erzählung sich dem Leser öffnet. Wunderbar formuliert ist die Geschichte, überzeugend und glaubwürdig dargestellt, es besteht ein realistischer Bezug und die innere Spannung wird von Ihnen von Anfang bis zum Schluss aufrecht erhalten. Das gelingt nicht jedem Autor. […]
Wir freuen uns schon auf das nächste Buch in der Annahme, dass Sie weiter schreiben, denn Sie haben Ihren Lesern etwas mitzuteilen. […]“