Die Demokratie braucht Tugenden

Wie politisch darf Kirche sein? Die Verantwortung des Journalisten

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In den Schlussfolgerungen zu den Lehren aus der gegenwärtigen Finanzkrise sind sich führende Wirtschaftsfachleute wie Joseph Stieglitz, Helmut Schmidt und andere einig: Die internationalen Institute müssen reformiert werden. Nicht deren Existenz ist das Problem, sondern die von ideologischen Gesichtspunkten neoliberaler Politik bestimmte Haltung ihrer Leitungen, die die notwendige soziale Balance ihrer Entscheidungen im Interesse des Allgemeinwohls vermissen ließen und dadurch nicht nur das internationale Finanz- und Wirtschaftssystem, sondern auch den Bestand und die Stabilität der Demokratie gefährdeten.

„Die Demokratie braucht Tugenden“, wie sie vom „Gemeinsamen Wort“ der Kirchen vom 20. November 2006 vor allem auch im Interesse der Stabilität unseres demokratischen Gemeinwesens gefordert werden. Mit Recht stellen die Kirchen in dieser Denkschrift fest, dass die Demokratie von allen bekannten Formen gesellschaftlicher Organisation die beste ist, weil sie über genügend Kontroll- und Regulierungsfunktionen in ihren Institutionen verfügt, um die Rechte des Bürgers und „die Würde des Menschen“ zu wahren. Aber sie stellen auch mit Recht fest, dass diese demokratischen Institutionen nicht aus sich selbst heraus gut funktionieren, sondern von der Verantwortung menschlichen Handelns abhängig sind.

Die Kirchen äußern sich zu diesen Fragen und Herausforderungen nicht, um selbst Politik zu machen oder für einzelne politische Aufgaben endgültige Lösungen anzubieten. Ihren Auftrag und ihre Kompetenz sehen sie vor allem darin, für eine christliche Wertorientierung in der Politik einzutreten, in deren Zentrum die Würde jedes Menschen, die Achtung der Rechte des Menschen und die Ausrichtung auf das Gemeinwohl stehen und in deren Fehlen die Ursache für die Partei- und Politikverdrossenheit der Menschen liegt.

Die Demokratie braucht Tugenden, wenn sie als beste Form des politischen Zusammenlebens der Menschen funktionieren soll. Die Institutionen allein, so gut sie auch organisiert sein mögen, genügen nicht!