„Die dünne dunkle Frau“ steht in diesem Buch auch für die schwierige, aber nie aufgegebene Hoffnung, dass die Menschen einmal doch miteinander jenen berühmten „ewigen Frieden“ schließen, den Immanuel Kant vor nun 205 Jahren ersehnt und philosophisch-nüchtern entworfen hatte. Wie wir aus der internationalen politischen Diskussion um das umstrittene Eingreifen in den Kosovo-Krieg wissen, ist diese Schrift vom „ewigen Frieden“ aktueller denn je – und wir sehen, wie weit noch der Weg der Vernunft zum Frieden ist. Literatur, wenn sie ihren Namen verdient, ist auf diesem Weg stets schon ein Stück voraus und sei es nur dadurch, dass sie die Schrecknisse und vor allem die (Ab)Gründe von Kriegen beschreibt. Autorinnen und Autoren Sachsen-Anhalts tun dies hier, und sie tun es auf die ihnen mögliche Weise, und so überwiegen vor allem bei den Älteren jene autobiographische Fahrten durch die Hölle des Krieges, die so nur noch sie mitteilen können. Aber auch die Jüngeren haben ihr gewichtiges Wort da, wo der zum Glück schon so lange erhaltene transatlantische Frieden trügerisch wird oder gar brüchig. Gewalt – auch die in den Köpfen – ist allemal der Treibstoff möglicher Kriege. Darauf immer wieder mahnend und beschreiben hinzuweisen, ist Arbeit an der Zukunft des Kant’schen ewigen Friedens.
Dieses Buch beginnt mit einem Vermächtnis des Opfer des Krieges und zugleich des verstorbenen Dichters Bernd-Dieter Hüge, der aus Königsberg stammte wie Immanuel Kant. Erstmals sind die Anfangspassagen seiner großen Erzählung „Flucht und Welle, namenlos“ hier zu lesen. Sie setzt ein Denkmal für „die dünne dunkle Frau“ – für alle die Ehefrauen, Mütter und Großmütter, die mit ihrer Kraft und mit ihrem Handeln noch stets die Hoffnung auf Frieden durch die Kriege hindurch bewahrt haben.
- Veröffentlicht am Donnerstag 12. Dezember 2024 von Ziethen, Harry
- ISBN: 9783932090981
- 192 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik, Hardcover, Softcover