Die Entdeckung des Vaters

Roman

von

Vater ist tot. Ein Sohn – der Ich-Erzähler – schreibt einen nicht gehaltenen Nachruf, denkt über Leben und Tod nach und gerät in den Sog der Erinnerungen. Vor diesem Hintergrund leuchtet eine ungewöhnliche Geschichte auf: Der Sohn hatte seinen nach dem Tode der Mutter verwahrlosten Vater zu sich genommen und dadurch versucht, sich an ihn anzunähern, mehr über ihn zu erfahren, ihn sich anzueignen. Anfangs scheint dies möglich zu sein: Die beiden sehr ungleichen Männer – ein Tatmensch von altem Schrot und Korn der Vater, nachdenklich, intellektuell, melancholisch der Sohn – finden einen Modus vivendi im Haushalt und gehen miteinander auf Reisen, real nach Sizilien und erdacht auf die Titanic. Sie tauchen ein in die Familiengeschichte mit Originalen, den Grossvätern, mit erfolgreichen und missratenen Söhnen, mit einer stillen Mutter. Beide lieben das Fabulieren, der Vater ersinnt sich schwadronierend eine skurrile Ausläuferlehre, der Sohn entweicht in Tagträume. Dann aber wirft Vaters Erkrankung, Alzheimer, alle weiteren Pläne über den Haufen. Der Vater entgleitet, verzieht sich in seine Demenz, der Sohn pflegt ihn, sucht ihn, spiegelt sich in ihm, fantasiert ihn um und gerät an seine Grenzen.
Packend geschrieben liest sich dieses Buch über Nähe und Distanz wie ein Erlebnis-
bericht. Präzis im Nachzeichnen der Beziehung, sachlich im Beschreiben der Krankheit, farbig, barock und bilderreich, wo es um den Ausdruck der Gefühle geht, zieht
es uns in seinen Bann.
Eine berührende Geschichte von Vater und Sohn.

‚Eine Stimme, die aufhorchen lässt. Es ist der wortreiche Monolog eines Sohnes, gehalten an das absente ›Du‹ des Vaters, für den der Sohn noch einmal das Gemeinsame und Einsame
des Lebens erinnert… Im eigenwilligen Ton einer zuweilen ausgreifenden, zuweilen präzis kargen Sprache lässt Kurt Hasler Szenen des Miteinanders und Aneinandervorbeis aufleben – ohne Larmoyanz, aber mit grossem Einfühlungsvermögen, sprachlicher Gestaltungskraft und dem Gespür für Leerstellen, in denen sich das Lakonische erfrischend ausschweigt.‘
(Aus dem Bericht der Jury des Aargauer Kuratoriums)