Niemand kennt ihre Vorgeschichte, und genau so will sie es haben. Alice, Ende 40, ist freundlich, etwas scheu, beschwert sich nie und arbeitet gerne als Gärtnerin auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Sie prägt sich Namen und Daten auf den Grabsteinen ein – Oberbürgermeister und Stadtverordnete, Wohltäter und Finanzgenies, Sinti und Roma – genießt die grüne Oase, die sie umgibt, und durchstreift in den Pausen mit ihrem Fahrrad die Stadt. Als bei den Arbeiten rund um das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege in diesem versteckten Teil des Friedhofes ein paar Haschischpflanzen gefunden werden, beginnt für sie und ihren ausländischen Arbeitskollegen, mit dem sie sich gut versteht, eine schlimme Zeit: Kündigung, Gerichtsverfahren, Medienjagd. Alice wird aus ihrer stillen Welt rausgerissen, und die Vergangenheit holt sie ein. Familiengeheimnisse und Ängste verfolgen die labile und melancholische Frau bis in ihre Dachkammer im Westend. Wer kann ihr helfen, wer holt sie aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit heraus? Wer gibt ihr Arbeit und Selbstwertgefühl zurück?
Monika Carbe lässt die 1990er Jahre wieder aufleben, eine Zeit, als die Grenzen der bekannten Weltordnung neu gezogen wurden und Rechtsradikale sich verstärkt zu Wort meldeten. Ihr Roman ist eine Mahnung an die Gesellschaft und gleichzeitig ein Lobgesang auf das multikulturelle Frankfurt, das auf seinem Hauptfriedhof die eigene Vergangenheit bewahrt, hegt, pflegt und neu bepflanzt.
- Veröffentlicht am Sonntag 15. Dezember 2024 von Fehnland Verlag
- ISBN: 9783969711507
- 164 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur