Die Genese des „Kreisauer Kreises“

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Ziel dieser Arbeit ist, die Genese des Kreisauer Kreises darzustellen und besonders dem Phänomen der Vergemeinschaftung trotz großer Heterogenität der Mitglieder nachzuspüren. Dabei wurden mithilfe der qualitativen Netzwerktechnik zunächst die spezifischen Charakteristika dieses bürgerlichen Widerstandskreises dargestellt, danach die verschiedenen Strukturparameter, wie emotionale Relationen, die Außenbeziehungen, die Cliquenbildung und die treibenden Kräfte sowie die Zentralität des Kreises analysiert.
Um die Situation der Kreisauer am Beginn ihrer Tätigkeit festzustellen, wurde ihre gesellschaftspolitische und religiöse Verortung herausgearbeitet. Nach Darlegung der Struktur des Kreisauer Kreises wurde dann versucht, den Prozess der Vergemeinschaftung nachzuzeichnen. Aus der Vielzahl der Einflussfaktoren wurden die Jugendbewegungen, die Erfahrungen in der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft und die Motivationslage zum Widerstand näher betrachtet. Anhand von Quellen konnte gezeigt werden, dass die Gräuel des Krieges die ethisch-humanistisch-sittliche Haltung vieler Kreisauer verletzten und zu einem Motiv des Widerstandes wurden. Zwei Aspekte des widerständigen Lebens wurden näher beleuchtet: die Emigrationsfrage und die Haltung zum Attentat.
Schließlich wurde gefragt, inwieweit der christliche Glaube half, die Widerständigkeit zu bewältigen, oder ob der Widerstand der Kreisauer, dies insbesondere im „Angesicht des Todes“, ohne die Kategorie des christlichen Glaubens überhaupt erklärbar ist.
Die Arbeit zeigt an Beispielen der Dekonstruktion, die ihre besondere Ausprägung in der existenziellen Zuspitzung in der Haft erfuhren, dass der Kreisauer Kreis kein monolithischer Block mit zentraler Führung war, sondern ein Freundeskreis mit selbstständig agierenden Mitgliedern, die, auf ein gemeinsames Ziel gerichtet, um Kompromisse rangen. Diese Vergemeinschaftung konnte auch nicht durch die unterschiedliche Haltung in der Attentatsfrage gesprengt werden.